Cloud-Computing im Unterricht: Chancen und Risiken
Nicht nur zu Hause auch in der Schule wird das Internet immer wichtiger. Viele Anwendungen und Daten können heute online gespeichert und verwendet werden. Auch Schulen kann das entscheidende Vorteile bieten. Dennoch sind diese mit Vorsicht zu betrachten.

Das Internet bestimmt den Alltag der meisten Schüler. Fast 80 Prozent der Jugendlichen in Deutschland besitzt einen eigenen Computer, etwa die Hälfte hat einen eigenen Internetzugang. In den USA entwickelt sich gerade ein Trend, der auch in deutschen Schulen Fuß fassen könnte: das so genannte Cloud Computing. Schüler bringen ihr eigenes Laptop in die Schule mit. Dort verbinden sie ihre Rechner mit einem zentralen Computer. Über diesen laufen alle Anwendungen, die für den Schulalltag genutzt werden. Die Schüler können damit in einer Art digitalen „Wolke“– auf Englisch „cloud“- gemeinsam auf Daten und Programme zugreifen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Schulbehörden sparen Geld, weil sie nicht für jede Schule einzeln Hardware beschaffen müssen. Auch einzelne Programme können somit allen Schülern zur Verfügung gestellt werden. Die Software kann zentral gewartet und angepasst werden, vor Ort ist nur ein Computer mit einem Browser nötig. Zudem können sich Schüler zu Hause noch einmal das Lernmaterial ansehen, während es sonst auf dem Rechner in der Schule bleibt.
Das Prinzip des Cloud Computing
Die Idee des Cloud Computing ist nicht neu. Vorreiter der Cloud-Entwicklung sind zahlreiche Gratis-Angebote im Internet. E-Mail-Dienste wie Web.de ersetzen schon heute das Mail-Programm auf manchen Rechnern. Webdienste wie Flickr ermöglichen es, Fotos online zu speichern. Blog-Anbieter wie Wordpress bieten Raum, um eine personalisierte Webseite im Internet zu erstellen. Längst haben viele Unternehmen ihre Daten und Anwendungen auf Server und damit in die Wolke von Anbietern wie Amazon, Google, IBM oder Microsoft ausgelagert.Wer eine Cloud erstellen will, kann auf drei verschiedene Leistungsangebote zugreifen: Platform-as-a-Service, oder PaaS, stellt vor allem Entwicklerwerkzeuge zur Verfügung. Software-as-a-Service (SaaS) bietet Anwendersoftware wie Tabellenkalkulation oder Textprogramme an, die über das Internet genutzt werden können. Zu den von Privatpersonen am meisten genutzten Diensten gehört Infrastructure-as-a-Service, kurz IaaS. Über diesen Dienst können Sicherungskopien online gespeichert werden. Bekannte Anbieter wie Dropbox, iDrive oder Apple bieten Speicherplatz in ihrer Cloud an. Bis zu einer Größe von fünf Gigabyte ist dieser bei den meisten Anbietern kostenlos.
Die Möglichkeiten im Unterricht
Ob Dropbox oder iDrive - zunächst wird pro Arbeitsplatz eine kleine, ebenfalls kostenlose, Software heruntergeladen. Über diese können die Dateien von dem Computer aus gesichert und wiederhergestellt werden. Zudem verschlüsselt sie die Daten, noch bevor sie den Rechner über eine gesicherte Verbindung verlassen. iDrive markiert die typischen Verzeichnisse für eigene Dateien und schlägt sie so für die Sicherung vor. Doch Vorsicht: Das Programm weist nicht darauf hin, wenn die kostenlose Größe überschritten wird. Um das zu vermeiden, sollte auf die Gesamtmenge der gespeicherten Dateien geachtet werden. Der Dienstanbieter zeigt sie bei jedem Speichervorgang an.
Da auf Schulrechnern nur in seltenen Fällen Lieder- und Videodateien gespeichert werden, sollten fünf Gibagyte ausreichend sein. Das Backup lässt sich jederzeit abbrechen und wiederaufnehmen. Das Programm synchronisiert die gewählten Ordner automatisch: Finden sich zum Beispiel im Ordner „Deutsch 2“ neue Dateien, werden diese in die Wolke kopiert. Wann und wie häufig der Abgleich stattfindet, kann der Benutzer selbst festlegen.
Der Vorteil dieses Verfahrens: Selbst wenn die Festplatte eines Computers abstürzt, sind die Daten online gesichert. Bei Dropbox oder iDrive können sich die Nutzer im Internet anmelden und finden dort die Dateien in derselben Hierarchie vor wie im Original. Sollen Kopien in der Wolke auf dem Rechner wiederhergestellt werden, landen diese an dem Ort, von dem sie ursprünglich gesichert wurden. Wenn das Original-Verzeichnis nach einem Crash nicht mehr existiert, wird es automatisch neu angelegt.
Die Tücken der Wolke
Wer seine Daten einem Dritten anvertraut, muss sich darauf verlassen, dass diese dort auch gut aufgehoben sind. Die Anbieter möchten das über eine verschlüsselte Übertragung und Speicherung garantieren. Doch vor Netzkriminellen bietet das nicht immer verlässlichen Schutz, wie der Datenklau beim Unternehmen Sony zeigte. Das Online-Netzwerk des Playstation-Herstellers wurde 2011 trotz Verschlüsselung gleich zwei Mal gehackt (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,766391,00.html ).
Wer sich auf die Cloud verlässt, macht sich zudem von seinem Dienstleister abhängig. Zwar locken die Unternehmen mit einer kostenlosen Basis-Variante, die sich in den vergangenen Monaten vergrößert hat, ob dieser Trend anhält, ist jedoch fraglich. Für Schulen und deren Gemeinden könnte es daher langfristig lohnenswert sein, sich zusammenzuschließen und eine eigene Cloud anzubieten.
Mehr zu Ratgeber Neue Medien im Unterricht