Fach/Thema/Bereich wählen
Schuljahresende

Die Ferien nahen und Schule macht trotzdem Spaß

Kurz vor den Ferien ist die Luft häufig raus. Doch statt Schüler irgendwie zu beschäftigen, kann die Schule auch ihre Talente und Fähigkeiten durch eine ganz besonders gestaltete letzte Schulwoche fördern.

Schuljahresende: Die Ferien nahen und Schule macht trotzdem Spaß Zeit für Talenteförderung: An Projekttagen können die Schüler ihre künstlerischen Fähigkeiten ausleben © JackF - Fotolia.com

Wie oft hört man Kommentare wie: „In der letzten Schulwoche passiert sowieso nix.“
Wie oft stellen Lehrer sich die Frage: „Wie überbrücke ich die Zeit bis zum Ferienstart?“ Gerade in der letzten Schulwoche sind die meisten Schüler schon in Ferienstimmung und lassen sich kaum noch zum Mitmachen motivieren. Manche erscheinen schon gar nicht mehr und haben fragwürdige Entschuldigungen. Immer wieder Filme anzuschauen, zu frühstücken oder Galgenmännchen zu spielen ist aber für Schüler und Lehrer langweilig. Hier finden Sie Tipps und Ideen (Grundschule – Sekundarstufe 1) für eine spannende letzte Schulwoche vor den Ferien. Denn: In der letzten Schulwoche kann man Unterricht machen, der sich sonst nicht im Schulalltag unterbringen lässt und dennoch allen Spaß machen kann. Durch eine gut vorbereitete Woche entsteht keine Langeweile oder Leerlauf.

Glück durch Talentförderung

„Erziehung ist Bildung des Menschen zur Glückseligkeit“ (Ernst Christian Trapp). Das Thema „Glück durch Talentförderung“ kann man gut in den Unterricht einfließen lassen. In den letzten Tagen vor den Ferien könnten täglich zwei Doppelstunden (je nach Schule auch mehr) zu diesem Thema durchgeführt werden. Diese Woche wird in der Lehrerkonferenz oder in Arbeitsgruppen schon frühzeitig organisiert. Eltern werden auch mit einbezogen und als Helfer eingesetzt. Auf vorbereiteten Plakaten, die in der Schule aushängen, tragen sich die Schüler (stufenweise oder stufenübergreifend) ein zu diesen Fragen:

  • „Was kannst du gut?
  • Was gelingt dir gut?
  • Welche Talente hast du?
  • Was würde dich in diesem Zusammenhang glücklich machen?“

In Anlehnung an Freinet (Célestin Freinet 1896–1966) kann ein sogenannter Atelierunterricht durchgeführt werden. In jedem Atelier (Klasseraum oder andere Räume) wird der Schwerpunkt auf eine bestimmte Intelligenz (oder Talent) gelegt. Die Kinder werden entsprechend ihrer eigenen Möglichkeiten und Bedürfnisse begleitet und arbeiten möglichst eigenständig. Dies bedeutet, dass sich nicht nur die Schüler ihre Lieblingsangebote aussuchen können. Auch die Lehrer können die Ateliervorgaben, die im Team vorgeschlagen werden, entsprechend ihrer eigenen Ressourcen übernehmen. Dabei können auch durchaus mehrere gleiche Angebote bei verschiedenen Lehrern vorliegen.

Eine große Auswahl an Angeboten

Die erste Infostunde dazu findet in der eigenen Klasse statt. Danach können sich die Schüler zu den Angeboten ihrer Wahl eintragen. Die Angebote werden dem Niveau der Stufen entsprechend angepasst. Die Schüler erfahren, dass diese Woche allen Spaß machen soll und dass es dafür keine Noten gibt.

Angebote, die Spaß machen können und gleichzeitig ganz spezifische Fähigkeiten fördern:

  • Singen oder Musizieren (musikalische Ressourcen): Angeboten werden aktuelle Lieder zum Mitsingen oder Instrumente zum Spielen (Trommeln, Rhythmusinstrumente, Orff-Instrumente etc.). Die Schüler können selbst entscheiden, was sie singen oder ob sie mit angebotenen Instrumenten spielen wollen. Eigene Texte oder Musikstücke können miteingebracht werden. Singen ohne „Leistungsdruck“, Geräusche und Töne erzeugen oder rhythmische Aktionen gestalten, können Glücksgefühle erzeugen.
  • Spiele entwickeln und durchführen (soziale und kreative Kompetenz): eigene Spiele (auch Brett- oder Tischspiele) entwickeln oder herstellen. Die Schüler lernen im Spiel, Strategien zu entwickeln, Spaß mit anderen zu haben, verlieren und gewinnen zu können, mit Partner oder in Gruppen zu spielen. Dabei werden verschiedene Spielstationen angeboten, die die Kinder selbst wählen, herstellen oder organisieren können.
  • Gestaltungsmöglichkeiten (kreative und feinmotorische Kompetenz): Die Schüler entdecken ihre künstlerische Ader, verschiedene Materialien (Farben, Ton, Holz, Stein, Bildträger) laden dazu ein, Gestaltungsfantasie und Gestaltungslust zu entfalten, ohne Bewertung und Leistungsdruck. Hier werden die unterschiedlichen sinnlichen und kreativen Ressourcen geweckt — gerade auch bei Schülern, die Lernschwierigkeiten haben. Sie können Unbewusstes zum Ausdruck bringen und in einen gestalterischen Prozess eintauchen, der Freude und Zufriedenheit erzeugen kann.
  • Geschichten erzählen oder Bücher vorlesen (sprachliche Kompetenzen): Lehrer und Schüler können Geschichten erzählen. Vielleicht kann man für diese Aufgabe auch Eltern begeistern und an die Schule holen. Aus Büchern werden Abenteuer vorgelesen, die die Schüler vielleicht sonst nicht selbst lesen.  Dazu werden Bücherkisten, Zeitschriften oder Bildmaterial zum Stöbern und selbst Lesen angeboten.
  • Entspannen und genießen (Körperwahrnehmung): Sich besser konzentrieren lernen und beweglich sein. Grundübungen aus dem Yoga für Kinder und Jugendliche helfen dabei. Nach Fantasiereisen oder Musik lernen die Kinder zu entspannen, sich auf sich oder ihren Körper zu konzentrieren und zur Ruhe zu kommen. Sie lernen, sich selbst wahrzunehmen und Anspannung zu lösen.
  • Bewegen, kleine und große Spiele in der Turnhalle (Motorik, Koordination, Frustrationstoleranz): Glücksgefühle und Freude an der Bewegung werden durch Bewegungsspiele ohne Leistungsbewertung, Spiele mit Gewinnern oder ohne Verlierer ermöglicht. Verschiedene Geräte und kreative Materialien/Ideen wie z. B. Sockenklau sind motivierend: Die Gruppe wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe sitzt auf zwei nebeneinanderliegenden Turnmatten, die Schuhe werden vorher ausgezogen. Zwischen den Turnmatten jeder Gruppe liegt eine große Weichbodenmatte. Auf ein Zeichen dürfen alle Schüler auf die in der Mitte liegende Weichbodenmatte krabbeln. Nun muss jede Partei versuchen, der anderen Partei die Socken auszuziehen. Wenn die Zeit durch ein Zeichen (Pfiff o. Ä.) beendet wird, geht jede Partei wieder auf ihre große Matte. Die Gruppe, die die meisten Socken ergattert hat, hat gewonnen.
  • Objekte entwickeln — bauen und konstruieren (räumliche Intelligenz): Aus einfachen Materialien — alten Kisten, Plastikflaschen, Kartons etc. können große Objekte hergestellt werden. Die Schüler zeichnen, entwickeln und bauen sie eigenständig — natürlich mit Unterstützung durch eine Lehrkraft oder engagierte Eltern, falls notwendig. Historische oder moderne Gebäude in der Umgebung können aufgesucht und mit verschiedenen Materialien nachgebaut oder modelliert werden.
  • Mathematische Aufgaben, die du immer schon machen wolltest. (mathematisch-logische Intelligenz): Berechnungen von (fiktiven) Bauobjekten anstellen und mit Ton oder anderen Materialien nachbauen. Die eigene Traumvilla nach bestimmten Maßen aufzeichnen. Ein Mathequiz durchführen oder den Quizchampion ermitteln. Matheaufgaben an verschiedenen Stationen errechnen.
  • Kreatives Schreiben, Klassenzeitung (sprachliche Intelligenz): Die Schüler erstellen eine Klassenzeitung mit verschiedenen Rubriken. Eigene Interviews zu führen ist eine neue Erfahrung und bringt neue Erkenntnisse. Im kreativen Schreiben können die Schüler Dialoge für einen Krimi zusammenstellen und daraus zum Beispiel eine Radiosendung oder ein Hörspiel machen.
  • Impulskontrolle, Gefühle, Grenzen kennen (emotional-soziale Intelligenz): Kämpfen nach Regeln mit Schaumstoffröhren wirkt auf viele Schüler entlastend. Die Regeln können die Schüler selbst erarbeiten. Immer zwei Schüler dürfen sich gegenüberstehend mit Schaumstoffröhren (keine Verletzungsgefahr) bekämpfen. Die Schaumstoffröhren gibt es kostengünstig in jedem Baumarkt. Kooperations- oder Interaktionsspiele, bei denen es um Teamgeist und Gemeinschaft geht, sollten auch angeboten werden.
  • Tanzen (Koordination, Rhythmusgefühl): Sich frei bewegen zu können nach selbst ausgewählter Musik oder das Tanzen von interkulturellen Tänzen (Folklore) fördert die Koordination, das Rhythmus- und das Wir-Gefühl und kann entladend für Körperanspannungen sein. Die Schüler bringen ihnen bekannte Tänze den Mitschülern bei oder aktuelle YouTube-Videos werden nachgetanzt.

Feedback und Abschluss gehören dazu

Ein schöner Ausklang dieser Woche wäre ein Präsentationstag. Die Schüler haben für die Zeit eine Art Mappe, in die sie ihre Ergebnisse eintragen oder Fotos aus der Woche einkleben können. In einer Abschlussrunde werden diese in jeder Klasse präsentiert.

Ein Abschlusstag mit den Eltern könnte gewinnbringend und motivierend für jede Klasse sein. Dabei werden folgende Fragen von allen Beteiligten (anonym) per Zettel beantwortet und an einer Schautafel visualisiert:

  • Für die Eltern: Was wünsche ich mir im kommenden Jahr für mein Kind?
  • Für die Schüler: Was kann die Schule bzw. können die Lehrer tun, damit Schule mehr Spaß macht?
  • Für die Lehrer: Was erwarte ich bezüglich der Mitarbeit und des Interesses von Eltern und Schülern?

Diese Ideen klingen zunächst nach Arbeit und großer Vorbereitung. Eigene Talente den Schüler ohne Lehrplan vermitteln zu können, macht jedoch Spaß und bringt positive und vielleicht auch glückliche Momente. Wenn diese Woche frühzeitig in einem Gremium organisiert, das Material dazu von allen gesammelt wird und eventuell im Schulablauf für die nächsten Jahre fest verankert ist, dann gibt es bei der konkreten Vorbereitung nur noch wenig zu tun. Ebenso können Eltern und Schulsozialarbeiter miteinbezogen werden.

Ich wünsche allen Kollegen, Schülern und Eltern eine schöne und glücklich machende letzte Schulwoche.

Angela Hentschel

Dazu passende Arbeitshilfe

Mehr zu Ratgeber Schulorganisation
Cookies nicht aktiviert

Ihr Browser akzeptiert derzeit keine Cookies.

Wenn Sie das Lehrerbüro in vollem Umfang nutzen möchten, dann muss in Ihrem Browser die Nutzung von Cookies erlaubt sein.

Was Cookies genau sind und wie Sie die Browser-Einstellungen ändern können, erfahren Sie auf dieser Seite: Cookies nicht aktiviert

×