Schulangst: Was können Lehrkräfte tun?
Angst hemmt das Lernen und verhindert ein lernförderndes Umfeld im Klassenzimmer. Wie Angst entsteht und welche Strategien bei der Bekämpfung helfen, thematisieren wir in diesem Beitrag.

Die Schaffung eines lernfördernden Umfelds im Klassenzimmer sollte eine Priorität für jeden Pädagogen sein. Und obwohl das Bewusstsein für psychische Gesundheit immer mehr zunimmt, kann es schwierig sein, Schüler/-innen zu erkennen, die mit psychischen Störungen wie Angstzuständen zu kämpfen haben.
Es ist daher wichtig zu verstehen, wie Angst aussieht, um Verfahren im Klassenzimmer zu etablieren, die den Schülern helfen, die damit zu kämpfen haben - ganz egal ob sie bereits eine Diagnose vom Arzt haben oder nicht.
Werfen wir zunächst mal einen Blick darauf, wie Angstzustände bei Ihren Schülern aussehen können. Anschließend untersuchen wir einige Strategien, mit denen Lehrer und Lehrerinnen die Schüler unterstützen können.
Anzeichen und Ursachen von Ängsten bei Kindern und Schülern
Es ist kein Geheimnis, dass Ängste auch bei Kindern immer mehr zunehmen. In einer Umfrage von 2017 gaben 20 % aller Kinder an, oft bis sehr oft Angst vor Klassenarbeiten zu haben. Ursachen für Schulangst sind meist hohe Leistungsanforderungen und dadurch bedingt Leistungsdruck und Versagensängste. Bei einigen Schülern artet die Angst vor der Schule sogar in eine Schulphobie mit Schulverweigerung aus.
In einem Artikel des Berufsverband Psychosoziale Berufe ist gar die Rede davon, dass 10 % aller Kinder und Jugendlichen an einer Angststörung leiden. Und in den Corona-Jahren ist die Statistik mit Sicherheit nicht besser geworden.
Glücklicherweise nimmt das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu und ist in den Klassenzimmern verbreiteter denn je.
Angst ist mehr als nur eine vorübergehende Furcht - für manche Schüler und Schülerinnen ist sie ein ständiger Zustand der Sorge und Nervosität. Auch wenn die Anzeichen für Angst bei jedem anders aussehen, finden Sie hier einige häufige Symptome einer generalisierten Angststörung:
- Sich nervös, reizbar oder gereizt fühlen
- Ein Gefühl von drohender Gefahr, Panik oder Untergang
- Erhöhte Herzfrequen
- Schnelles Atmen (Hyperventilation)
- Schwitzen und/oder Zittern
- Sich schwach oder müde fühlen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Schlafprobleme
- Kopfschmerzen
-
Bauchschmerzen und weitere Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt (GI)
Andere häufige Formen der Angst sind: Panikstörungen und Panikattacken, Agoraphobie, soziale Angststörungen, selektiver Mutismus, Trennungsangst und spezifische Phobien.
Ängste können sich auch auf die schulischen Leistungen eines Schülers auswirken und zu Problemen führen wie:
- Hohe Abwesenheitsquoten
- Schwierigkeiten bei der Verarbeitung und beim Abrufen von Informationen
- Schlafentzug
- Störendes Verhalten im Unterricht
- Zerrüttete Beziehungen zu Mitschülern und Lehrern
- Unregelmäßige Erledigung der Hausaufgaben und Teilnahme am Unterricht
- Klagen über körperliche Beschwerden
Strategien zur Bekämpfung von Ängsten in der Schule
Die Schule ist oft ein Stressfaktor und kann bei manchen Schülern Ängste verstärken. Auch wenn die Ursache für die Angst eines Schülers außerhalb des Klassenzimmers liegt, gibt es Möglichkeiten, Situationen im Klassenzimmer, die bei einem Schüler Angstgefühle auslösen können, zu entschärfen. Hier sind ein paar Tipps:
1. Setzen Sie Achtsamkeit- und Atemübungen ein
Wenn ein Schüler anfängt, sich von der Angst überwältigt zu fühlen, ist die Durchführung von tiefen Atem- und Achtsamkeitsübungen eine schnelle Möglichkeit, die Atmung (und die Gedanken, die einem durch den Kopf gehen) zu verlangsamen.
Die physische Wirkung der tiefen Atmung auf den Körper kann dazu beitragen, dass sich ein Schüler in Not innerhalb weniger Minuten ruhiger fühlt. Es gibt auch viele Apps, welche die Schüler spielerisch an solche Atem- und Achtsamkeitsübungen heranführen, z. B. Headspace oder Calm.
2. Machen Sie eine Pause und gehen Sie nach draußen
Ein Aufenthalt in der frischen Luft oder gar in der Natur kann auch ein ängstliches Gehirn beruhigen. Manchmal ist es nur ein Tapetenwechsel, der den Unterschied ausmacht. Die kühle Luft zu atmen oder sich Zeit zu nehmen, um zwitschernde Vögel zu beobachten, kann einen überaktiven Grübler ebenfalls beruhigen.
Wenn Sie die Schüler auffordern, ihre Umgebung genau zu beobachten, können Sie ihnen helfen, sich von ihren Sorgen abzulenken und sich auf etwas Greifbareres zu konzentrieren:
- Wie viele verschiedene Arten von Bäumen sehen Sie?
- Wie viele verschiedene Vogelstimmen hören Sie?
- Wie viele verschiedene Grünschattierungen hat das Gras?
Es kann auch nicht schaden, wenn wir manchmal einfach eine mentale Pause mit Ortswechsel einlegen.
3. Sprechen Sie offen über Ängste
Stellen Sie Ängste nicht als etwas dar, das Sie loswerden wollen (oder sollten). Sie sind ein Teil des Lebens, und es ist nicht realistisch zu glauben, dass sie ganz verschwinden. Sie können Ihren Schülern helfen, dies durch Ihr eigenes Handeln zu erkennen und zu verstehen.
4. Bringen Sie die Kinder in Bewegung
Bewegung hilft jedem, der sich ängstlich fühlt. Angst kann auch wie Wut aussehen. Wenn Sie das erkennen, sollten Sie eine Bewegungspause einlegen.
5. Konzentrieren Sie sich auf das Positive
Das Gehirn ist nicht in der Lage, ängstliche Gedanken zu produzieren, während es gerade positive Gedanken hat. Wenn Sie einen positiven Gedankengang auslösen können, können Sie manchmal die Ängste zum Verschwinden bringen.
Ich kannte einen Lehrer, der seine Fünftklässler Dankbarkeits-Tagebücher führen ließ, in denen sie jeden Tag mindestens eine Sache festhielten, für die sie dankbar waren. Wenn seine Schüler von Negativität überwältigt oder von Ängsten geplagt zu sein schienen, ermutigte er sie, in ihren Tagebüchern nachzulesen.
6. Erinnern Sie Kinder daran, gesund zu essen
In den meisten Fällen haben Lehrer nicht viel Einfluss darauf, was die Schüler essen und wie viel sie schlafen, aber diese Dinge sind wichtig, wenn es darum geht, Ängste zu bewältigen. Es überrascht nicht, dass eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf einen großen Einfluss darauf haben, wie gut ein Schüler in der Lage ist, mit Situationen umzugehen, die überwältigend sein könnten. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass Snacks und Ruhezeiten ein wichtiger Bestandteil des Tages für Vorschulkinder sind!
7. Teilen Sie eine Geschichte mit Ihren Schülern
Einige Kinder sind vielleicht nicht so empfänglich für eine direkte, persönliche Intervention, aber sie werden wunderbar reagieren, wenn sie wissen, dass die ganze Klasse die gleichen Informationen erhält.
8. Schaffen Sie einen Raum für die Ängste
Sie haben wahrscheinlich schon von so genannten geschützten Räumen im Klassenzimmer gehört, und das ist eine prima Möglichkeit, die Sie anbieten können, wenn Ihre Schüler mit Ängsten zu kämpfen haben. Der geschützte Raum kann zum Beispiel einfach nur eine kleine Ecke sein, die entsprechend eingerichtet ist.
Viele Kinder und Schüler finden auch großen Gefallen daran, sich selbst mit sogenannten Fidgets (auch Zappelspielzeug genannt) zu beruhigen. Die könnten Sie auch mit in die Schutz-Ecke des Klassenzimmers legen. Manchmal kann dies wahre Wunder bewirken, indem es den Kindern einfach ein Ventil für ihre Anspannung bietet.
9. Bieten Sie individuelle Hilfestellungen
Bei älteren Schülern können individuelle Lernhilfen den entscheidenden Unterschied ausmachen. Viele Schüler haben mit Leistungsangst zu kämpfen, besonders wenn es um Tests geht. Wenn ein Schüler sich ängstlich fühlt, kann sein Gehirn einfach nicht so effektiv arbeiten.
Wenn wir unsere Tests und Aufgaben so gestalten können, dass ängstliche Kinder weniger gestresst sind, werden sie wahrscheinlich bessere Leistungen erbringen. Mehr Zeit für den Test und Merkblätter zur Vorbereitung können Kindern, die unter Prüfungsangst leiden, helfen.
Wir fassen zusammen
Die gute Nachricht ist, dass Ängste zu den am besten zu bewältigenden psychischen Problemen gehören, mit denen Kinder im Klassenzimmer konfrontiert sind. Mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Strategien sind die meisten Kinder in der Lage, Strategien zu entwickeln, die ihnen helfen, ihre Ängste zu bewältigen.
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