Anleitungen und Tools für selbst gemachte Spiele
Selbst gemachte Karten-, Würfel- und Brettspiele erfordern Kreativität der Schüler und fördern gleichzeitig zielgerichtetes Denken und Teamgeist. Als Lernspiel-Variante bereichern sie spielend den Fachunterricht.

In der Kreativitäts-Grundschule Berlin-Karlshorst ist neben Mathematik und Deutsch auch das Fach „Spielentwicklung“ fester Bestandteil des Unterrichts. Die Schüler lernen dabei unter anderem, in Gruppen zu arbeiten, zielgerichtet zu denken und mit Kritik umzugehen. Lehrerin Máren Kruse erläutert in zuspieler.tv ihr Konzept für das exotische Schulfach: Zunächst bauen die Schüler Gesellschaftsspiele nach. Dabei erkennen sie, wie die „einzelnen spieltektonischen Bausteine des Spiels aufgebaut sind“: Sie werden dabei zum Beispiel dafür sensibilisiert, dass Spielsteine eine gewisse Funktion haben, die auch ihre Form bestimmt (z. B. stapelbare Steine bei Dame). Danach können sie sich vom Original lösen und eigene Ideen entwickeln.
In den meisten Schulen ist Spielentwicklung kein eigenes Fach. Doch auch hier bieten selbst gebastelte Gesellschaftsspiele und Spielvarianten Abwechslung und vielfältige Lernmöglichkeiten. Nicht nur im Rahmen von Spiele AGs und Projekten, sondern auch im Fach- und fächerübergreifenden Unterricht der Primar- und Sekundarstufe 1.
Der folgende Beitrag liefert Ihnen Anregungen dazu und bietet Ihnen Links zu Bastelanleitungen und Tools aus dem Netz, mit denen Ihre Schüler die Komponenten für klassische Spiele und Eigenkreationen komplett selbst bauen können.
Mit Kartenpaaren das Lernen lernen
Bei dem altbekannten Gedächtnisspiel legen die Teilnehmer ein Quadrat aus 32 verdeckten Kartenpaaren. Jeder Spieler versucht dann, die jeweils passenden Kartenpaare aufzudecken. Bastelanleitungen finden sich im Internet: In diesem Video entstehen die Kartenpaare in Partnerarbeit: Jeder malt verschiedene Motive, dann werden die Blätter getauscht und die Bilder des anderen möglichst genau „abgekupfert“.
Die Einsatzmöglichkeiten im Fachunterricht sind vielfältig, zum Beispiel beim Vokabellernen (Bild bzw. deutsche Bedeutung — englischer Begriff), beim Üben des kleinen Einmaleins (Aufgabe — Ergebnis), beim Lesen-Lernen (Bild Affe — „a“, „A“), zur Erweiterung des Wortschatzes (Synonympaare) et cetera.
Mikado: messen, rechnen, experimentieren
Ein Mikadospiel aus Schaschlikspießen ist im Klassenverbund schnell hergestellt, wie dieses Video zeigt: Außer den 42 (in der unten verlinkten Anleitung nur 30) Stäben braucht man lediglich drei bis vier Filzstifte (gelb, rot, blau, evtl. zusätzlich grün) oder Tuschen in diesen Farben. Um eine Verletzungsgefahr auszuschließen, können die Spitzen mit einer Drahtzange oder Schere gekürzt werden.
So ganz nebenbei üben die Kinder Zählen (im Hunderterraum), Messen, präzises Malen und — gegebenenfalls — das eigenständige beziehungsweise kooperative Arbeiten nach einer einfachen Anleitung. — Ideal für eine Spiele-AG, für einen Projekttag oder für eine unterhaltsame Mathematikdoppelstunde.
Mit 50 cm langen Rundhölzern (1 cm Durchmesser) lässt sich übrigens auch eine XXXL-Outdoor-Variante gestalten. Und wer will, verbindet die Bastelstunde mit einer kleinen Wald-Exkursion, bei der die Kinder geeignete Zweige und Äste für ein Naturmikado suchen.
Einfache Brettspiele erfinden
Zwei Spielfiguren, ein Spielbrett mit Start- und Zielpunkt, ein Würfel: Das ist die einfachste Variante für ein Brettspiel. Je nach Alter der Schüler kann das Spiel dann mit Spielmechanismen, Themen und entsprechenden Regeln beliebig komplexer gestaltet werden. Eine schlichte Variante (für die ersten Klassen der Primarstufe geeignet) arbeitet dann vielleicht nur mit eingestreuten Feldern in verschiedenen Farben, denen jeweils eine Sonderregel zugeordnet wird, z. B. rot = einmal aussetzen, grün = drei Felder vor, blau = drei Felder zurück. Bei komplexeren Spielentwürfen sollte man Schritt für Schritt in drei Phasen vorgehen: Entwurfsphase, Testphase und Herstellen des Endprodukts. Eine ausführliche Anleitung dazu bietet der wikiHow-Beitrag „Ein Brettspiel selbst machen“.
Die entsprechenden Regeln in Partner- oder Gruppenarbeit zu finden, zu prüfen, zu diskutieren und gegebenenfalls zu ändern, das fördert nicht nur die kreativen Fähigkeiten der Schüler, sondern auch ihre sozialen Kompetenzen. Hat sich das Team auf feste Spielregeln geeinigt, werden diese in einer selbst verfassten Spielanleitung festgeschrieben (auch als Aufgabe für den Aufsatzunterricht im Fach Deutsch).
Auch selbst gemachte Brettspiele können mit fachspezifischen Lerninhalten verknüpft werden: zum Beispiel durch Ereigniskarten oder Quizfragen, die zu bearbeiten bzw. zu beantworten sind, oder durch Aufgaben direkt auf dem Spielfeld, wie in dieser Vorlage für den DaZ-Unterricht.
Denkbar wäre auch ein Quiz-Spiel in der Art von Trivial Pursuit, wobei die verschiedenen Wissensgebiete unterschiedlichen Fächern zugeordnet werden. Das ist zum Beispiel ideal für einen individualisierten Unterricht, um in Gruppenarbeit „spielend“ den Stoff zu wiederholen, denn es lassen sich auch verschiedene Schwierigkeitsstufen „einbauen“.
Bastelvorlagen für Würfel & Co.
Nicht nur das Konzept von Spielen können die Schüler selbst erstellen, sondern auch die Brettspielkomponenten. Würfel zum Beispiel lassen sich aus Papier in Origami-Technik fabrizieren, was allerdings nicht ganz infach ist. Leichter geht es mit einer Würfelnetz-Vorlage, die zusammengeklebt wird. Man kann Würfel auch im Werkunterricht aus Weichholz selbst schnitzen, aus Modelliermasse formen oder auch einfach einen Blankowürfel aus dem Bastelgeschäft gestalten.
Auch Spielsteine und -figuren lassen sich aus verschiedenen Materialien ganz einfach selbst machen, z. B. aus flachen Kieselsteinen, Papier, Kronkorken, Ton, Gips oder auch aus selbstgemachter Knetmasse oder Salzteig (Rezepte dafür finden sich auf der Website helpster.de).
Vorlagen für einfache, frei adaptierbare Spielpläne finden sich z. B. auf der Website wegerer.at oder nach Eingabe der Suchbegriffe „Vorlagen Würfelspiel“ im Modus „Bilder“ bei jeder Suchmaschine, zum Beispiel in „startpage“.
Ein Spiel-„Brett“ lässt sich aus verschiedensten Materialien herstellen: als großes, faltbares Pappbrett mit aufgeklebten Papierkreisen als Spielfelder, als gesticktes Spielbrett mit „Stempeldruck“, aus Holz mit Löchern für Steckfiguren oder einfach aufgemalt auf einem Blatt Papier. Outdoor-Varianten lassen sich auf Leintücher, Teppiche etc. malen oder auch mit Straßenkreide auf Stein oder Asphalt.
Kartenpaare mit Bildern und Texten, Quiz- oder Ereigniskarten für selbst entwickelte bzw. gestaltete Spiele wie Uno oder Quartett kann man übrigens neuerdings mit einer Freeware direkt im Webbrowser gestalten: Das kostenfrei nutzbare Tool wurde von Medienpädagogen und Informatikern der PH Bern entwickelt und findet sich auf der Website SpieleinderSchule.org.
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