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Differenzierung in der Inklusion

Heterogenität in inklusiven Settings ganz einfach umsetzen

Differenzierter und individualisierter Unterricht gehört im inklusiven Setting zum Schulalltag. Doch wie lässt sich diese Anforderung umsetzen. Hier erhalten Sie Tipps und Informationen.

„Wie kann ich denn so speziellen Bedürfnissen einzelner gerecht werden, ich soll ja alle möglichst leistungsstark voranbringen“, so überlegen Inklusionslehrkräfte häufig. Die Heterogenität im Lern- und Leistungsstand einer Klasse erstreckt sich oft über eine sehr große und diverse Spanne, die Lernangebote müssen daher auch erheblich verschieden sein. Schüler/-innen mit einem erhöhten sonderpädagogischen Förderbedarf benötigen sinnvolle unterrichtliche Lernangebote, die zu ihrem Entwicklungsstand passen. Sie lernen gemeinsam mit ihren Klassenkamerad/-innen am gleichen Lerngegenstand, erhalten dabei zugleich aber in einfachen und entflochtenen Aufgaben die Förderung, die sie auf ihrem jeweiligen Aneignungsniveau brauchen. Für Lehrkräfte im inklusiven Unterricht, welche diese beiden Aspekte berücksichtigen sollen, kann dies organisatorisch und personell herausfordernd sein. Wie kann man dies im Alltagsunterricht verwirklichen?

Klare Förderziele festlegen

Je höher die Differenzierungsnotwendigkeit innerhalb der Klasse ist, umso klarer sollte die individuelle Förderplanung für Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf sein. Dabei darf man nicht übersehen, dass es nicht lediglich um eine gelungene soziale Integration gehen kann. Vielmehr sollten alle Förderbereiche abgedeckt und bedeutsame Lerninhalte ausgewählt werden.

Ein wichtiger Aspekt hierbei ist, dass man unterschiedliche Leistungsfähigkeiten berücksichtigen muss. Im Vergleich zu Gleichaltrigen fallen manche Teilleistungen in andere Entwicklungsfelder. Das bedeutet, dass beispielsweise ein gleichaltriger Schüler mit Förderbedarf nicht die dem Lebensalter gemäß zu erwartende Leistung seiner Mitschüler/-innen erbringen kann, sondern auf einem anderen Entwicklungsalter steht. Diese Diskrepanz wird umso augenscheinlicher, je weiter Lebensalter und Entwicklungsalter voneinander abweichen. Beispielsweise spricht der Viertklässler in Zwei-Wort-Sätzen.

Lehrkräfte im inklusiven Setting legen dann in klaren Förderzielen fest, welche nächsten Schritte mit der Wahl von Lernzielen, Inhalten und Materialien gegangen werden sollen. Diese werden auch im Förderplan festgehalten und in zeitlich regelmäßigen Abschnitten reflektiert und angepasst.

Innere Differenzierung im gemeinsamen Unterricht

Nach dem Prinzip der inneren Differenzierung wählt die Lehrkraft dann solche Methoden aus, welche gemeinsamen Unterricht ermöglichen. Eine projektorientierte, fächerverbindende Methodik mit vielen Anteilen offener Unterrichtsformen bietet den passenden Rahmen.

  • Lerntheke
  • Freiarbeit,
  • Stationenlernen,
  • Projektarbeit

All diese eher offenen Lernformen sorgen für differenzierbare Lernsituationen, in denen die Lehrkraft sich Schüler/-innen individuell annehmen kann. Maßnahmen der Differenzierung sind Hilfen und organisatorische Maßnahmen beim Lernen, um jedem Schüler und jeder Schülerin auf dem eigenen Lernweg möglichst gerecht zu werden. Dies kann auch beinhalten, dass der Unterricht entweder in der Klasse, in einer Kleingruppe oder in Einzelfördersituationen stattfindet.

Multiprofessionelles Team = Handlungsspielraum

Um den hohen Grad an Zuwendung und Individualisierung zur Verwirklichung des Inklusionsgedankens zu erreichen, besteht das Team einer Inklusionsklasse häufig aus mehreren Personen unterschiedlicher Qualifikation. Der Unterricht wird teamorientiert geplant, durchgeführt und auch reflektiert. Die Kompetenzen von Erzieher/-innen, Kinderpfleger/-innen oder Heilpädagog/-innen erhöhen die Handlungsspielräume und reduzieren lange Warte- und Leerlaufzeiten.

Qualitative und quantitative Differenzierung

Arbeiten die Schüler/-innen am gleichen Lerngegenstand, so kann die Lehrkraft das qualitative Anspruchsniveau einer Aufgabe an den Leistungsstand anpassen. Mit Berücksichtigung der Lernniveausstufen nach Leontjew beispielsweise können passende Zielsetzungen innerhalb des Themenfeldes gefunden werden.

Bei der quantitativen Differenzierung passt die Lehrkraft die Anzahl der Aufgaben an und berücksichtigt das unterschiedliche Lerntempo. Solche Tempounterschiede können methodisch durch die Wahl der unterrichtlichen Großmethode berücksichtigt und ausgeglichen werden.

Individualisierung für grundlegende Kompetenzen

Sofern Schüler/-innen mit einer schweren Behinderung in einer Inklusionsklasse lernen, werden neben passenden Differenzierungsmaßnahmen auch Individualisierungsangebote notwendig. Diese können sich aus dem Förderplan ableiten und zielen eher auf den Erwerb grundlegender Kompetenzen, die sich deutlich von den themenbezogenen Inhalten etwa eines Grundschullehrplans unterscheiden. Wenngleich es sich bei Differenzierung und Individualisierung verkürzt gesagt um zwei Seiten der gleichen Medaille dreht, so wird der Zugang zu den Lernbedürfnissen nochmals anders gefasst. Und schließlich werden auch die nötigen Lernschritte hierzu andere Konsequenzen haben an Organisation und Rahmenbedingungen, etwa wenn der Schüler/ die Schülerin in Einzelförderung ein Hygienetraining im Sinne der bildungsorientierten Pflege hat.

Ziel und Kernpunkt innerer Differenzierung soll die optimale Förderung aller Schüler/-innen sein, die zugleich die Teilhabe im gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Sie öffnet den Unterricht für gemeinsames Lernen in leistungsdifferenten, fächerverbindenden Abschnitten in einer gemeinsamen, kooperativen Lerngemeinschaft.

Claudia Omonsky


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