Innovative Projekte zum Energiesparen
Die Gas-Krise verteuert Heizwärme und Strom in kürzester Zeit um ein Vielfaches. Energie sparen ist jetzt das Gebot der Stunde. Wie Sie dabei Ihre Schüler/-innen ins Boot holen, lesen Sie hier.

Schulen zählen zu den „größten öffentlichen Energieverbrauchern“ – und in der Vergangenheit auch oft zu den größten Energieverschwendern, wie Alexandra Endres am 19.08.2022 auf der Website ZEIT ONLINE schreibt. Im Gespräch schildert ihr Energie-Experten Florian Kliche vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) seine Beobachtungen: In manchen Schulen liefen viele Heizungen „ohne Unterlass, 24 Stunden am Tag, das ganze Jahr über“; oft würden die Pumpen nicht einmal im Sommer abgestellt. Viele Schulen würden zudem mit Erdgas beheizt. Und dessen Preis geht wegen der Gas-Krise, die der Ukraine-Krieg mit sich gebracht hat, derzeit durch die Decke. Jetzt ist Sparen angesagt und sicherlich auch vonseiten der Schulträger ausdrücklich gewollt. Und zwar nicht nur bei Gas, sondern auch bei Strom und weiteren Energieformen, deren Preise sich jeweils an der teuersten Energieform orientieren und die demnächst ebenfalls kräftig steigen werden.
Unterrichtsmaterial
Bei Heizenergie und Strom sparen, das funktioniert natürlich nur, wenn auch die Schülerinnen und Schüler kräftig mitziehen. Einige von ihnen sympathisieren vielleicht bereits mit der Fridays-for-Future-Bewegung und sind schon für das Thema sensibilisiert. Die anderen holen Sie mit den interessanten Unterrichts-Ideen ins Boot, die Ihnen der folgende Beitrag vorstellt.
„Startet euer Projekt!“
Diese Aufforderung prangt unübersehbar in einem gelben Button auf der Broschüre Klimaschutz im Klassenzimmer. Die Innenseiten halten, was die Titelseite verspricht: Hier sind nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die Schülerinnen und Schüler gefragt, die Lust haben, ein Aktionsteam für Klimaschutz im Klassenzimmer aufzuziehen.
Die Teams können in verschiedenen Bereichen aktiv werden, u. a.:
- Heiz- und Stromverbrauch reduzieren.
- Erneuerbare Energien nutzen.
- CO2-arme Mobilität einsetzen.
Ein Leitungsteam „aus einigen wenigen besonders engagierten Personen“ steuert die Aktionen, während zur Projektgruppe alle Schulmitglieder vom Mensa-Team über die Lehrkräfte und Sozialarbeiter/-innen bis zu Schüler/-innen aller Jahrgangsstufen. Falls Hausmeister/-in und Schulleitung hier nicht mitarbeiten können, sollten sie zumindest für den Unterstützerkreis gewonnen werden, raten die Autor/-innen der Broschüre.
Sobald der Projektplan der Gruppe steht, kann es losgehen. Das Team bekommt die Vorlage für einen einfachen Plan als Excel-Tabelle (Download) an die Hand, dazu eine Liste mit möglichen Zielen und Aufgaben, die verteilt und in den Plan aufgenommen werden, am besten immer gleich mit Terminen und Zuständigkeiten.
Energie sparen, Schritt für Schritt
Falls Sie und/oder Ihre Schüler/-innen ganz neu in der Materie sind, unterstützt Sie der Leitfaden bei einer professionellen Herangehensweise an das jeweilige Projekt.
Im Bereich „Heiz- und Stromverbrauch reduzieren“
- erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme, bei der die Projektgruppe den Energieverbrauch checkt. Zunächst werden die Daten möglichst detailliert erfasst, dann analysiert. Bei beiden Arbeitsschritten helfen Checklisten – und ein Praxistipp: „Holt am besten euren Hausmeister mit ins Boot. Er ist in der Regel am besten mit dem Thema vertraut“ (ebd., S. 9).
- Anschließend gehts ans Sparen, und dazu werden z. B. „Energiespardetektive oder Energiemanager“ eingesetzt (jüngere Jahrgänge identifizieren sich eher mit Detektiven). Sie werden „besonders geschult“, um geeignete Energie-Sparmaßnahmen zu initiieren bzw. zu begleiten.) Praxis-Tipps („Richtig heizen“ und „Stromspar-Tipps – so geht’s“) sorgen als Checklisten für Energiesparen mit System.
Zupacken!
Das Besondere am „Leitfaden Klimaschutz im Klassenzimmer“: Hier wird Jugendlichen richtig was zugetraut. „Schnappt euch den Hausmeister und werdet gemeinsam aktiv!“ heißt es da zum Beispiel auf S. 14: Heizrohre selbst isolieren mit Materialien vom Baumarkt, der Austausch alter, brüchiger Dichtungen (mit Live-Hack, wie man sie enttarnt) oder auch die Installation programmierbarer Heizkörperthermostate – das alles können Schüler/-innen in die Hand nehmen, anstoßen oder zumindest bei der Umsetzung helfen. Sogar ein eigenes Solarprojekt mit Planung und Finanzierung über Fördermittel wird ins Spiel gebracht (S. 17). Klar, dass Schülerinnen und Schüler das nicht federführend stemmen und entscheiden können, möglicherweise würde jedoch ein gut recherchiertes Konzept die Schulleitung und den Schulträger von einem solchen Projekt überzeugen.
Materialien für die Klassen 5 bis 10
„fifty/fifty“ ist ein ganzheitliches, meist von Energie-Berater/-innen begleitetes Programm zum Energiesparen an Schulen. Es wurde bereits an mehr als 3000 Schulen mit großen Erfolgen durchgeführt (vgl. dazu den eingangs verlinkten ZEIT-Artikel) und bietet attraktive finanzielle Anreize für alle Beteiligten: Die Schulträger sparen Energiekosten und ein Teil (oft die Hälfte) der eingesparten Kosten kommt den Schulen selbst zugute.
Eine der tragenden Säulen von fifty/fifty sind die Schüler/-innen, die im Unterricht eine ganze Menge über Energie und Energieeinsparung lernen und das Gelernte dann in der Praxis selbst anwenden. Das umfangreiche Schulpaket „fifty/fifty“ liefert Lehrkräften dazu direkt übernehmbare Unterrichts-Module für die Klassen 5 bis 10.
Hier finden Sie z. B. Unterrichtsmaterialien, die Sie direkt einsetzen können bzw. detaillierte Empfehlungen:
- zum systematischen Aufbau eines Energieteams und zu dessen Aufgaben,
- zum Einmaleins des Klimaschutzes (Treibhauseffekte und die erforderliche CO2-Reduktion)
- zu verschiedenen Energieformen und zur Unterscheidung und Berechnung von Energie und Leistung und zu Wirkungsgraden bei der Energieumwandlung und
- zu verschiedenen Energieträgern und ihrer Verwendung,
Energie-Expertinnen und Experten greifen an
Nach diesen einführenden Modulen widmet sich Thema 2 der praktischen Energieeinsparung. „Die Schülerinnen und Schüler werden in diesem Themenbereich zu Energieexperten“ (ebd., S. 28). Dabei werden sie fächerübergreifend aktiv:
- In Kunst, Deutsch und Physik erarbeiten sie Hinweisschilder für die anderen Nutzer/-innen und platzieren sie im Schulgebäude,
- sie machen einen Energierundgang mit dem Hausmeister/der Hausmeisterin und erstellen ein Temperaturprofil von den verschiedenen Bereichen des Schulgebäudes und notieren entdeckte Schwachstellen (Physik),
- sie erstellen für die Räume der Schule einen Energiepass, bewerten die Räume vergleichend (Mathe) und erarbeiten Energiespartipps (Physik),
- Zuletzt setzen sie mit Physik-Lehrkraft und Hausmeister/-in, evtl. auch mit der Werk-Lehrkraft, die erforderlichen handwerkliche Maßnahmen um.
Der Vorbereitungsaufwand für Sie als Lehrkraft geht mit dem Schulpaket gegen Null: Auf kurze Beschreibungen der Modulinhalte folgen ausgiebige „Lehrerinformationen“, die Ihnen eine Recherche im Vorfeld der Stunden ersparen.
Vorneweg sind die Utensilien aufgelistet, die Sie brauchen (z. B. für den Energierundgang eine exakte Beschreibung der Messgeräte und der zugehörigen Bezugsquellen). Arbeitshilfen für die Schülerinnen und Schüler sind fertig zum Download bzw. zum Ausdrucken. Dazu gehören:
- eine Checkliste für den Energierundgang,
- Erläuterungen zum Temperaturprofil und ein Musterbeispiel,
- Themen und Fragestellungen bei der Energierecherche,
- Kopiervorlagen für die Hinweisschilder, die die Mitschüler/-innen zum Energiesparen anhalten sollen,
- Maßnahmenlisten für den Energierundgang,
- Richtwerte für Beleuchtung und Temperatur etc.
Damit können Ihre Schülerinnen und Schüler direkt loslegen.
Mit Öffentlichkeitsarbeit zum Mitmachen motivieren
Auch das ist ein integraler Bestandteil des Energiespar-Projekts. Bei diesem dritten Thema sind nun schwerpunktmäßig die Deutsch- und Kunst-Lehrkräfte gefragt, denn die Jugendlichen gestalten Plakate, organisieren einen Energiebasar und erstellen einfache Präsentationen, mit denen sie ihre Mitschüler/-innen animieren („Learning bei teaching“).
Die ergänzenden Materialien für den fächerübergreifenden Unterricht in Thema vier lassen sich ebenfalls dazu nutzen, um die gesamte Schülerschaft für das Thema Klimaschutz und Energiesparen zu begeistern: Die Schüler/-innen konzipieren Referate, die sie auch in anderen Klassen halten könnten. Und sie entwickeln ein Wissensspiel, das ausgeliehen werden könnte. Zudem führen sie Interviews zum Klimaschutz, die in der Schülerzeitung oder auf der Schulwebsite veröffentlicht werden könnten.
Weitere spannende Unterrichtsideen
Die Website umweltschulen.de gibt Ihnen zum Thema „Klimadetektive ausbilden“ viele Unterrichtsideen, Materialien und Best-Practice-Beispiele an die Hand.
Der Lifehack-Rap „Energiesparen beim Garen“ hört sich gut an und könnte auch einmal mit dem Mensa-Team zusammen gehört werden...
Gute Ideen für Aktionen für klimafreundliche Energie an der Schule finden sich im Klimaktionsheft der BUND-Jugend (S. 24 ff.). Zum Beispiel ein stromfreier Tag oder ein Wechsel zu einem Ökostrom-Tarif.
Zur Unterrichtseinheit „Energiesparen in der Schule 5. und 6. (auch 7.) Klasse“ gehört unter anderem ein Energietagebuch, bei dem die SuS einen Tag lang ihr Energienutzungsverhalten beobachten und notieren.
Das Klassenamt Energie-Detektive übernehmen die Schüler/-innen einer Klasse im Wechsel. Die Aufgabe der jeweiligen Schüler/-innen ist es dann, auf das ressourcenschonende Verhalten der Klasse zu achten.
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