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Lernzielkontrollen

Leistungsmessungen im Präsenz- und Distanzunterricht – aber wie?

Unterricht in Corona-Zeiten ist für alle Beteiligten schwer. Eine faire Leistungsbewertung ist dabei eine Herausforderung. Um Lehrkräfte den Druck zu nehmen, helfen ein paar „Bewertungshilfen“, die wir Ihnen hier vorstellen wollen.

Lernzielkontrollen: Leistungsmessungen im Präsenz- und Distanzunterricht – aber wie? Auch bei einem Referat kann ein Schüler zeigen, was er kann © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Das Corona-Infektionsgeschehen ist in diesem Herbst 2020 stürmisch und das wird wohl auch in den bevorstehenden Wintermonaten so bleiben. Keine Lehrkraft kann sicher sagen, was morgen sein wird. Das erschwert natürlich auch die Planung von Leistungserhebungen, weil wegen Corona trotz aller Maßnahmen kein verlässlicher Schulbetrieb gewährleistet ist. Viele Lehrer/-innen, Eltern und Schüler/-innen fragen sich: „Wie will man das erste Schulhalbjahr 2020/21 fair bewerten?“ Gerade auch, weil man mit dem Unterrichtsstoff womöglich hinterherhinkt. Dieser Beitrag greift diese brennende Frage auf und unterstützt Sie mit einigen Ideen und „Bewertungshilfen“ bei der Beurteilung und Benotung der Leistungen Ihrer Schüler/-innen in einer für alle herausfordernden /Schul-)Zeit.

Mit wachsendem Notendruck umgehen

Es ist eine verzwickte Situation: Förderangebote fehlen an den Schulen aufgrund geringer personeller Ressourcen. Noch immer haben viele Schüler/-innen, oft aus sozial benachteiligten Verhältnissen, ihre Lücken aus den Unterrichtsversäumnissen des ersten Lockdowns nicht schließen können. Manche Länder haben zudem das „Sitzenbleiben“ abgeschafft oder Schüler/-innen auf Probe versetzt. Auch diesen Kindern und Jugendlichen sollten Lehrkräfte gerecht werden. – Alles in allem eine außergewöhnlich stressige Situation, die noch durch das Damoklesschwert eines zweiten Lockdowns mit Schulschließungen verstärkt wird. Hinzu kommt, dass schriftliche Noten nur während der Präsenzphasen möglich sind, in manchen Bundesländern sogar auch mündliche Noten. Deshalb versuchen viele Lehrkräfte im Präsenzunterricht möglichst schnell alle schriftlichen Noten „abzuhaken“, was sowohl für Lehrer/-innen als auch für Schüler/-innen eine belastende Angelegenheit ist, wie z. B. der Beitrag „Notendruck an Bayerns Schulen wegen Furcht vor Lockdown“ auf der Website BR24 zeigt.

Natürlich sind diese äußeren Gegebenheiten nun einmal gesetzt, trotzdem könnten Sie – vielleicht gemeinsam mit Ihren Fachkollegen – überlegen, wie sich die schwierige Situation für Lehrkräfte und Schüler/-innen etwas erträglicher gestalten lässt: Vielleicht grenzen Sie den Prüfungsstoff stärker ein, sodass Ihre Schüler/-innen das Lernpensum leichter in kürzerer Zeit bewältigen können. Oder das Kollegium verständigt sich auf einen Plan, der eine optimale Verteilung der lernintensiveren schriftlichen Arbeiten gewährleistet. Auch mit der Klasse könnten Sie die Terminierung abstimmen. Möglicherweise wirken vermehrte Wiederholungs- bzw. Fragestunden vor Schulaufgaben entlastend. Und wenn Sie dafür keine Kapazität haben, könnten Sie auch Lernpatenschaften mit anderen Schüler/-innen anregen. Was ja zumindest via Videokonferenz möglich wäre, wenn alle digital entsprechend ausgestattet sind.

Transparenz schafft Vertrauen

Trotz Regelbetrieb nach den Sommerferien ist in diesem Schuljahr vieles anders. Jedes Bundesland trifft seine eigenen Entscheidungen im Zusammenhang mit Leistungsmessungen im Distanz-, Präsenz- und Hybridunterricht. Die wenigsten Schüler/-innen und Eltern wissen vermutlich, wann welche Noten zustande kommen und welches Gewicht sie im Zeugnis haben. Das könnten Sie auf der Schulwebsite kommunizieren und am besten die Eltern auch noch schriftlich informieren, sobald Sie die Termine für die schriftlichen Arbeiten festgelegt haben. 

Besprechen Sie mit Ihren Schüler/-innen während der Vorbereitung auf eine schriftliche Klassenarbeit die erforderlichen Kompetenzen und Ihre Bewertungskriterien. Am besten anhand einer Musterlösung oder mit konkreten Beispielen, die z. B. zeigen, wie der richtige Lösungsweg für eine Mathematikaufgabe aussieht und gewichtet wird, oder was alles zu einer „perfekten“ Erörterung gehört und wie die einzelnen Bestandteile bewertet werden.

Erklären Sie Ihren Schüler/-innen und den Erziehungsberechtigten auch Ihre Kriterien für mündliche Leistungen. Auf der Website lehrerfreund.de findet sich dafür eine Vorlage, die Sie mit Ihren Fachkollegen/Fachkolleginnen besprechen und noch detaillierter abfassen können. – Der zusätzliche Aufwand lohnt sich für alle, denn die Kriterien sind dann in allen Klassenstufen verbindlich und müssen nicht jedes Mal neu „erfunden“, kommuniziert und diskutiert werden. 

Mündliche Noten möglichst gerecht gestalten

Entlastend für Lehrkräfte und Schüler/-innen sind auch kleine Minitests mit festem Bewertungsschlüssel und leichten Aufgaben, die die Schüler/-innen gut gewältigen können und die deshalb zusätzlich motivieren. Lehrerin Charlotte Dincher stellt in Ihrem Blog „Sprachen Besser Lehren“ z. B. die schnellen 10er-Tests vor, die ihr regelmäßig mündliche Mitarbeitsnoten liefern: „10 Fragen, schnell gemacht und superschnell benotet (sogar wenn man nebenbei fernsieht)“ – das ist für Lehrkräfte vielversprechend. Und auch die Schüler/-innen profitieren, denn sie lernen dabei etwas ganz Wesentliches, nämlich „(...) dass die Fremdsprache einfach ist, wenn man nur aufpasst. Und dass wir Lehrer Aufmerksamkeit sehr hoch bewerten“ (ebd.).

Und noch eine Methode, mit der Sie schnell und dabei objektiv mündliche Noten vergeben: die ICE-Technik, die Ihnen der unten verlinkte Beitrag „Auf Gerechtigkeit und Transparenz kommt es an“ näher vorstellt. Hier lernen Sie übrigens auch ein kostenfreies Tool zur effizienten Ermittlung von Zensuren kennen, das Ihnen das Leben leichter macht. Weitere digitale Helfer bei der Notengebung stellt Ihnen die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft auf Ihrer Website vor.

Gruppenergebnisse fair bewerten

Gruppenergebnisse im Projektunterricht differenziert bewerten – das ist gar nicht so einfach. Andreas Kalt, Gymnasiallehrer für Naturwissenschaft und Technik, stellt in seinem Blog einen gangbaren Weg vor. Er bewertet dabei z. B. Teilprodukte einzeln, also etwa das Protokoll eines Experiments, ein Poster, mit dem das Experiment der Gruppe vorgestellt wird, ein Kurzreferat oder einen Artikel für die Schulwebsite. Für verschiedene Aufgabenformen hat er Kriterien entwickelt, die den Schülerinnen/Schülern „ein recht hohes Maß an Transparenz und Feedback“ bieten: Sie wissen damit zum einen, worauf es bei der jeweiligen Aufgabe ankommt, zum anderen verstehen Sie die Bewertung durch den Lehrer. 

Beobachtungen und Gespräche während des Projektunterrichts sind die Basis für seine differenzierten Noten innerhalb der Gruppe. Weil es jedoch unmöglich ist, dabei ein „vollständiges Bild von den Leistungen der einzelnen Schüler zu erhalten“, bespricht er die Noten anschließend noch mit den einzelnen Schülerinnen/Schülern: Bei dieser gemeinsamen „kommunikativen Validierung“ schätzen sich die Schüler/-innen zunächst selbst ein, vergleichen ihre Ergebnisse anschließend mit der Bewertung der Lehrkraft und formulieren innerhalb der Projektgruppe einen Vorschlag, wie die Gesamtnote des Projekts innerhalb der Gruppe aufgeteilt werden könnte. – Das letzte Wort hat aber die Lehrkraft, die diesem Vorschlag nicht unbedingt folgt, dies dann aber schriftlich begründet.

Das – zugegebenermaßen sehr aufwendige – Verfahren könnte in jedem Fall Pate stehen für ein vereinfachtes Vorgehen, bei dem zum Beispiel einzelne Schüler/-innen eigenverantwortlich Teilaufgaben (Poster, Protokoll, Artikel etc.) übernehmen, die dann bewertet werden können. – Ideal auch für zukünftige Homeschooling-Phasen, bei denen in einigen Ländern Projektarbeiten benotet werden dürfen.

Martina Niekrawietz

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