Mit Handlettering spielerisch die Handschrift fördern
Die Probleme mit der Handschrift nehmen immer mehr zu. Der spielerische Umgang mit der Schrift über Handlettering fördert den Spaß am Schreiben und auf diesem Wege lässt sich die Handschrift verbessern.

Der Alltag unserer Schüler und Schülerinnen ist von Schrift bestimmt. Buchstaben sind überall zu finden: In den Schulbüchern, auf der Zahnbürste, auf Stiften und Radierern, auf Verpackungen vom Müsli, auf der Tür zum Bäcker, auf dem Schulbus, auf der Tastatur des Computers … . Die meisten Dinge, die uns umgeben, sind beschriftet. Und die Schrift ist eines der wichtigsten Kommunikationsmittel unserer Zeit.
Aber wie sieht es mit dem Schreiben aus in unserer digitalen Welt? Ist das Schreiben für unsere Schüler noch ein wichtiges Handwerkzeug in den Zeiten, in denen die Digitalisierung auch vor Schulen keinen Halt macht?
Ich denke schon! Die Kinder lernen mit der Handschrift lesen und schreiben. Sie lernen mit Hilfe der Schrift Wissenswertes festzuhalten und sich auf diese Weise zu erinnern. Leider ist aber auch das Thema Handschrift in den letzten Jahrzehnten für viele Schüler/-innen ein schwieriges und anstrengendes Thema geworden, da sie auf dem Gebiet der Schrift große Defizite haben. Hierzu hat unter anderem der deutsche Lehrerverband schon im Jahr 2014/2015 eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, wie gravierend die Probleme mit dem Handschreiben in der Schule sind. An dieser Umfrage haben sich mehr als 2000 Lehrer beteiligt. Zusammenfassend kam dabei heraus, dass das Problem mit der schlechten Handschrift gerade an weiterführenden Schulen sehr deutlich wird und dass der Großteil der betroffenen Schüler und Schülerinnen auch darunter leidet. Die Ursachen, die hinter dieser Problematik stecken, sind unter anderem eine schlechte Feinmotorik, zu wenig Übung zu Hause und natürlich auch die fortschreitende Digitalisierung. Hier wird bei den Lehrern der Wunsch nach gezieltem Schreibtraining laut.
Und hier kommt das Thema „Handlettering“ ins Spiel. Das Handlettering bietet den Schülern eine neue Herangehensweise an das Thema. Sie lernen etwas über die Schrift und lernen mit Schrift zu gestalten. Ein kleiner Nebeneffekt: Sie verbessern ihre Handschrift. Dazu kann man Schülern und Schülerinnen Schreiblehrgänge anbieten, die das schöne lesbare Schreiben unterstützen und vor allem Spaß machen.
Aber bevor ich weitere Vorzüge des Einsatzes von Handlettering in der Schule aufzeige, möchte ich kurz erläutern, was man eigentlich unter „Handlettering“ versteht.
Handlettering – Was ist das?
Das Handlettering (oder auch Lettering) bezeichnet den Prozess des Buchstabenzeichnens. Es geht vor allem um die Kunst Buchstaben, Wörter und Texte besonders schön zu gestalten. Jedes Lettering ist einzigartig und hat eine ganz persönliche Note. Man versucht hier mit ausgewählten Formen und zeichnerischen Elementen und Strukturen eine bestimmte Eigenschaft, Botschaft oder Stimmung zu vermitteln. Hier ist also nicht nur der Inhalt des geschriebenen Wortes von Bedeutung, sondern es soll zusätzlich z. B. durch die Form, die Größe oder die Dynamik der Buchstaben auch eine Stimmung oder Aussage übermittelt werden.
Die Begriffe Typografie, Kalligrafie und Handlettering sind schwer voneinander zu trennen, da sie in einigen Bereichen ineinandergreifen. Daher möchte ich sie kurz erläutern:
- Die Typografie nennt man auch die gedruckte Schrift. Die Menschen, die sich mit der Typografie beschäftigen, die sogenannten Typografen oder Schriftgestalter, arbeiten an der Gestaltung von Druckwerken und achten bei der Schrift vor allem auf die Regeln der Lesbarkeit.
- Mit der Kalligrafie ist die Kunst des Schönschreibens gemeint. Es geht hier genauso wie beim Handlettering darum, eine schöne Schrift herzustellen. Der Unterschied zum Handlettering besteht darin, dass die Wörter fließend geschrieben werden.
- Beim Handlettering werden die Wörter nicht zeilenweise geschrieben. Jedes Wort wird für sich einzeln herausgearbeitet. Zum Teil wird sogar jeder Buchstabe einzeln gestaltet. Wir haben hier also eher eine designbezogene Disziplin, die die Absicht hat, eine Idee oder einen Inhalt zu transportieren bzw. zu kommunizieren.
Handlettering im Unterricht – Warum?
Das Thema „Handlettering“ ist schon seit Längerem ein angesagtes Trendthema und hat mittlerweile auch das Interesse von Kindern und Jugendlichen geweckt. Neben einer verbesserten Handschrift können die Schüler/-innen das schöne Schreiben zum Beispiel auch beim Gestalten von Lernplakaten nutzen. Für den Einsatz von Handlettering im Unterricht spricht die Abwechslung und die dadurch stärker motivierten Schüler und Schülerinnen. Es gibt darüber hinaus noch weitere Gründe:
Handlettering fördert die Kreativität
Handlettering bietet den Jugendlichen im Gegensatz zur Kalligrafie viel Raum für Fantasie und Kreativität. In einem ersten Schritt müssen sie sich Gedanken zum Inhalt ihrer Arbeit machen, z. B. beim Entwerfen von lustigen oder nachdenklichen Sprüchen, kleinen Gedichten (z. B. Elfchen) und passenden Illustrationen. Als nächstes geht es darum, unterschiedliche Schriften zu kombinieren und eine Auswahl in der Größe und der Anordnung zu treffen. Am Ende kommen dann noch die Wahl der Schmuckelemente und der Farbe als wichtiges Gestaltungsmittel beim Handlettering hinzu.
Handlettering führt zu konzentriertem Arbeiten
Eine Hauptanforderung an die Schüler/-innen beim Handlettering ist die Konzentration, denn Sorgfalt und Geduld sind der Weg zu zufrieden stellenden Ergebnissen. Mit etwas Übung wird es gelingen, Buchstaben und Schmuckelemente ansprechend zu gestalten. Dieser Ehrgeiz wächst während des Arbeitsprozesses.
Handlettering schult die Feinmotorik
Zum einen wird die Feinmotorik dadurch geschult, dass die Schulkinder abzeichnen, nachzeichnen oder frei zeichnen müssen. Zum anderen verlangt aber auch der Umgang mit den unterschiedlichsten Stiften und Materialien feinmotorisches Geschick. Gerade beim Benutzen von Finelinern oder Brushpens ist viel Gefühl gefragt.
Handlettering sorgt für Stressabbau
Ebenso wie das Gestalten von Mandalas hat auch das Malen von Buchstaben eine meditative Wirkung. In einer ruhigen und konzentrierten Lernatmosphäre wird es den Jugendlichen möglich sein, Schulstress hinter sich zu lassen und sich zu entspannen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Einsatz von Handlettering im Unterricht den Schülern eine neue Freude am Schreiben vermittelt und ihnen eine neue und gestalterische Auseinandersetzung mit dem Thema Schrift bietet. Sie erlernen typografische Grundkenntnisse rund um das Thema Buchstaben und Schrift und lernen somit das Thema Schriftgestaltung aus einem anderen Blickwinkel kennen.
Die Kunst des Schönschreibens kann außer im Fach Kunst auch in anderen Fächern eingesetzt werden. Das kann zum Beispiel beim Gestalten von Plakaten oder Lapbooks im Sachunterricht oder in Deutsch, Englisch, Religion und Musik sein. Die Lernenden können ihr erworbenes Wissen zum Handlettering in diesen Bereichen gut gebrauchen, um ansprechend gestaltete Ergebnisse zu erzielen. Im Fach Deutsch können die Schreiblehrgänge außerdem den Prozess des Schreibenlernens unterstützen und auf diese Weise einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Handschrift der Schüler/-innen zu verbessern.
In diesem Sinne:
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