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Tipps für die Partnerarbeit im Unterricht

Kooperatives Arbeiten motiviert Ihre Schüler/-innen zum Lernen

Die Arbeit im Zweierteam hat viele Vorteile. Doch dafür will die Partnerarbeit gut angeleitet sein und benötigt Regeln. In diesem Beitrag bekommen Sie umfangreiche Tipps für das Lösen von Aufgaben im Team.

Tipps für die Partnerarbeit im Unterricht: Kooperatives Arbeiten motiviert Ihre Schüler/-innen zum Lernen Partnerarbeit sinnvoll im Unterricht einsetzen © AnnaStills - stock.adobe.com

Die Entwicklung von Kommunikation und Teamfähigkeit wird durch kooperative und interaktive Lernprozesse unterstützt. Eine entsprechende Lernmethode zur Förderung dieser Fähigkeiten ist die Partnerarbeit, die in jedem Fach angewendet werden kann. Partnerschaftliches Arbeiten fördert soziale und methodische Kompetenzen und die Fähigkeit, im Team Lösungen zu entwickeln. Jüngeren Schüler/-innen bietet es die Möglichkeit, an kooperatives Lernen herangeführt zu werden, Beziehungen aufzubauen und gemeinsame Überlegungen anzustellen. Ältere Schüler/-innen üben durch Partnerarbeit Toleranz und Solidarität. Sie können an unterschiedlichen Gesichtspunkten und Meinungen ihre Perspektive und ihr Wissen erweitern.

Welche Vorteile hat die Partnerarbeit?

Die Partnerarbeit ist eine Sozialform des Unterrichts und hat viele Vorteile: 

  • Sie ist einfach und schnell umzusetzen und schafft eine partnerbezogene Kommunikation. 
  • Neben der Förderung verschiedener Kompetenzen und dem Erweitern von Fachwissen wird auch das Selbstwertgefühl durch eine gelungene Kooperation gestärkt.
  • Zurückhaltende und unsichere Schüler/-innen können sich in der Teamarbeit besser äußern. 
  • Mit einem Partner lässt sich ein Gespräch leichter initiieren und der eigene Standpunkt kann einfacher vorgetragen werden. 
  • Die Ausdrucksfähigkeit wird durch die Gespräche geschult.
  • Die Schüler/-innen lernen, sich zuzuhören und ihre gegenseitigen Fähigkeiten zu schätzen. 
  • Berechtigte Kritik kann in der Kleingruppe besser angenommen werden.
  • Gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten, steigert das Verantwortungsgefühl. 
  • Durch zufällig zusammengesetzte Zweierteams können Freundschaften ausgebaut oder Unsicherheiten ausgeräumt werden. 
  • Unterschiedliche Partner können sich gegenseitig ergänzen und inspirieren und ihr Wissen austauschen.

Die verschiedenen Formen der Partnerarbeit

Die Vorteile zeigen, wie positiv sich Partnerarbeit auf das Verhalten und den Lernerfolg der Schüler/-innen auswirken kann. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass die Partnerarbeit unterschiedlich eingesetzt werden kann: 

  • Themengleich: Es werden zufällig oder bewusst Zweierteams aus der Lerngruppe gebildet. Alle Teams erhalten die gleiche Aufgabe und müssen zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Die einzelnen Ergebnisse werden am Ende im Plenum vorgestellt und zusammengetragen.
  • Themendifferenziert: Jedes Team erhält eine andere Aufgabe zu einem Hauptthema. Die Ergebnisse werden am Ende im Plenum zusammengeführt und diskutiert.

Alles gut geregelt und vorbereitet 

Nicht alle Kinder haben gelernt, sich auf einen Partner zu konzentrieren und im Team zu arbeiten. Besonders in der Grundschule muss diese Form der Unterrichtsgestaltung geübt werden. Daher eignen sich zu Beginn einfache Aufgaben über einen kürzeren Zeitraum, die den Fähigkeiten der Schüler/-innen angepasst sind. Das sind zum Beispiel das Sitznachbargespräch, gemeinsame Kontrolle von Aufgaben oder Fragenkataloge zu einem Thema. Die Aufgabenstellung muss deutlich schriftlich oder mündlich erklärt werden und das benötigte Material dazu griffbereit liegen. Wichtig ist jedoch, dass vor der Partnerarbeit stets eine Phase der Einzelarbeit stattfindet, um eine gemeinsame Basis zu schaffen, die eine Kommunikation und den gedanklichen Austausch möglich macht. Das zeitliche Ende der Partnerarbeit muss klar definiert sein. Hierzu eignet sich wieder der Time-Timer, auf dem man die rücklaufende Zeit einstellen kann. Anschließend erhalten die Teams die Gelegenheit, ihre Ergebnisse vorzustellen. 

Je öfter Sie diese Form der Zusammenarbeit anwenden, desto besser und sicherer können die Schüler/-innen damit arbeiten.

Zur Einführung von Partnerarbeit ist es sinnvoll, bestimmte Regeln aufzustellen, die die Teams einhalten sollen. Die Regeln sollten visualisiert werden. Diese können folgendermaßen lauten: 

  • Die Partner, die zusammenarbeiten, werden durch ein Los oder den/die Lehrer/-in zugeteilt. Daher arbeiten alle respektvoll miteinander, ganz gleich, zu wem sie zugelost werden.
  • Wichtig ist, sich gegenseitig ausreden zu lassen und dem Partner zuzuhören.
  • Die Aufgabe sollte sorgfältig durchgelesen und verstanden werden.
  •  Im Mittelpunkt des Gesprächs und der gemeinsamen Erarbeitung steht nur das Thema der Stunde und keine privaten Angelegenheiten.
  • Nur gemeinsam kommt man zum Ziel. Daher werden alle Meinungen und Gesichtspunkte beider Partner zusammengetragen und gemeinsam besprochen.
  • Gegenseitige Hilfestellung und Unterstützung ist eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit mit einem Partner. Niemand wird beleidigt oder belächelt.
  • Mit Rücksicht auf die anderen Teams sollten die Gespräche möglichst leise geführt werden.
  • Bei themengleicher Arbeit werden am Ende die Ergebnisse gemeinsam überprüft.
  • Das Team entscheidet, wer das Ergebnis vorträgt.
  • Die Partner reflektieren ihre Zusammenarbeit.

Tipps zur Partnerfindung

Je nach Voraussetzungen der Gruppenstruktur kann die Zusammenstellung der Zweierteams gezielt oder zufällig erfolgen. Bei manchen Themen ist es sinnvoll, die gleichen Partner über einen längeren Zeitraum zusammen arbeiten zu lassen. Für Schüler/-innen, die Partnerarbeit gewohnt sind, kann man die Regeln noch einmal kurz wiederholen, falls dies notwendig ist.

Damit die Schüler/-innen nicht immer mit ihrem Sitznachbarn arbeiten, was oft aus Zeitmangel geschieht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Partnerfindung zu organisieren. Vorgefertigte Karten oder Materialien lassen sich immer wieder verwenden. Ich habe dafür 44 Ideen zusammengestellt. Die finden Sie hier im Lehrerbüro. 

44 Ideen für Partnerfindung >>

Ideen und Aufgaben für die Partnerarbeit

Natürlich muss auch die Partnerarbeit angeleitet werden. Stellen Sie die Art der Zusammenarbeit während der Partnerarbeit gut vor, damit alle Schüler/-innen wissen, was sie gemeinsam zu tun haben. Überlegen Sie, ob Sie die Aufgaben themengleich oder themendifferenziert vorgeben können.

Es bieten sich dafür vielfältige Methoden an, die im Folgenden vorgestellt werden:

Partnerbriefing
Auf einem Materialtisch liegen verschiedene Texte, Bilder oder Grafiken zu einem Thema. Jede/r Schüler/-in sucht sich ein Material aus. Die Aufgabe kann auch mit Tablets durchgeführt werden. Bei der anschließenden Partnerfindung darauf achten, dass beide Partner unterschiedliche Materialien haben. Nun liest oder bearbeitet jeder für sich seinen Text oder Bild und schreibt Informationen dazu auf. Dann berichtet A Partner B über seine Ergebnisse. B kann dazu Fragen stellen und notiert sich die wichtigsten Inhalte. Danach wird gewechselt.

  • Im anschließenden Plenum kann jeder seine eigenen oder die Ergebnisse des anderen vorstellen.

Partnerinterview
Jedes Zweierteam hat fünfzehn Minuten Zeit, sich gegenseitig zu einem Thema zu befragen. Danach berichtet jeder im Plenum von seinem Partner, was dieser zu dem Thema gesagt hat oder wusste.

  • Alternativ: Die Teams erhalten einen Fragebogen und beantworten die Fragen im Wechsel. Anschließend kann jeder die Antworten des anderen ergänzen. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgetragen.

Schlagabtausch 
Zwei Partner erhalten zusammen einen Fragekatalog zum entsprechenden Thema. Sie suchen beide nach Antworten und entscheiden gemeinsam, welche die Richtigen sind. Diese werden dann eingetragen.

Partnerpuzzle (als Teil einer Gruppenarbeit)
Aus einer Klasse werden Gruppen zu je vier Schüler/-innen (je nach Klassenstärke) zusammengestellt. Jeweils zwei der Schüler/-innen einer Vierergruppe erhalten gleiche Aufgaben zu einem Thema schriftlich oder per Tablet. Zunächst muss sich jeder einzeln den Text erschließen und mögliche Lösungen dazu notieren. Danach arbeitet jeder mit seinem Partner zusammen, der die gleiche Aufgabe hat. Zum Ende bildet wieder die Vierergruppe das Expertenteam. Die Paare vermitteln sich die Ergebnisse der unterschiedlichen Texte und entwickeln gemeinsam dazu ein Thesenpapier. Dies wird dann im Plenum vorgestellt. 

Lerntempoduett
Die Klasse wird in zwei Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine andere Aufgabe. Zunächst muss jede/r Schüler/-in den Text oder eine Aufgabe allein erarbeiten. Wer fertig ist, darf aufstehen, sich an einen verabredeten Ort im Klassenraum stellen und warten, bis jemand mit dem gleichen Thema dazu kommt. Zum Beispiel an der Tafel oder zu einem für jede Gruppe visualisierten Symbol. Textgruppe A hat eine Sonne, Textgruppe B hat einen Stern. Die ersten beiden einer Gruppe bilden dann ein neues Team. So kann jeder in seinem Lerntempo arbeiten und findet dadurch den passenden Lernpartner. Die Ergebnisse werden mit dem Partner an einem freien Platz besprochen. Jeder bekommt so viel Zeit, wie er braucht. Schüler/-innen, die früh fertig sind, können sich neue Aufgaben holen und erhalten Extra-Punkte.

Partnerdiktat
Jede/r Schüler/-in erhält einen kurzen Text. Nach der Partnerbildung werden die Texte dem/der Partner/-in diktiert. Anschließend korrigiert jede/er den Text der/des anderen.

Schnittmenge
Jede/r Schüler/-in erhält ein Blatt, auf dem die eignen Gedanken zu einem vorgegebenen Thema notiert werden. Anschließend werden Paare gebildet, die ein gemeinsames Blatt erhalten, auf dem zwei zur Hälfte übereinander liegende Kreise gezeichnet sind. Nun schreibt jeder/e seine/ihre Gedanken in eine Kreishälfte. Die individuellen Ergebnisse werden danach besprochen und die wichtigsten Lösungen in die Schnittstelle geschrieben.

  • Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt.

Pair-Check
Beispiel für den Mathematikunterricht: Die Schüler/-innen haben eine neue Reihe des Einmaleins kennengelernt. Um die Rechenart zu sichern, sollen Partneraufgaben durchgeführt werden. Jedes Team erhält ein Blatt, auf dem auf einer Seite die Aufgaben für Partner/-in 1 und auf der anderen Seite für Partner/-in 2 stehen. Nun werden die Aufgaben im Wechsel gelöst. Während Partner/-in 1 rechnet, schaut die/die andere zu und korrigiert falls nötig und umgekehrt. Die Schüler/-innen sollen dazu angehalten werden, sich gegenseitig die Rechenwege zu erklären und sich zu loben. Fehler werden nicht belächelt.

Tandem-Lesen
Zwei Partner lesen im Wechsel Zeilen eines Textes und sprechen anschließend über den Inhalt.

Eine sinnvolle Partnerarbeit schafft gute Lernvoraussetzungen und kann mit analogen oder digitalen Medien durchgeführt werden. Alle Lernenden sind aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligt und die Lernbereitschaft wird gesteigert. So entsteht eine gleichberechtigte Lernkultur. Durch die Phasenstrukturierung von Einzelvorbereitung, Partnerbearbeitung und Präsentation im Plenum können die Schüler/-innen wechselseitige Erfahrungen machen und Methodenvielfalt erleben.

Angela Hentschel


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