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Differenzierung in der Inklusion

Achtsamer Umgang bei schwerer Behinderung

Gerade schwere Behinderung bringen einen erheblichen Förderbedarf mit sich. Hier sind Lehrkräfte anders gefordert. Worauf Sie achten sollten und was besonders wichtig ist, erfahren Sie hier.   

Differenzierung in der Inklusion: Achtsamer Umgang bei schwerer Behinderung Schwere Behinderung erfordert besonderen Unterricht © BillionPhotos.com - stock.adobe.com

Inklusiver Unterricht ist ein Unterricht, der für alle Schüler/-innen gültig ist. Schüler/-innen mit einer schweren Behinderung bringen einen erheblich höheren Förderbedarf mit, so dass hier besondere Sorgfalt auf Alltagssituationen und Pflege gelegt wird. 

Wie eine bayerische Studie zu Schülerschaft mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung deutlich macht, werden knapp 30% dem Spektrum der schweren und schwersten Behinderung zugeordnet. „24% haben einen Pflegebedarf von 0 bis 30 Min., 15,8% von 30 bis 90 Min. und 10,8% von 90 Min bis 3 Std. Bei 6,3% der Schülerinnen und Schüler liegt der Pflegebedarf bei über 3 Std.“ (Dworschak/ Kannewischer et al. 2012 , 93). Es müssen also in der inklusiven Schule entsprechende Bedingungen und Ausstattungsdetails bedacht werden, die es dort bisher vielleicht noch nicht gab. Denn Pflege gehört untrennbar zu unser aller Leben dazu, bei dieser Schülerschaft eben lebenslang und überlebens-notwendig.

Bildungsorientierte Pflege und schulisches Lernen

Für Schüler/-innen mit schwerer Behinderung bildet der eigene Körper Ausgangspunkt und Brücke zur Welt. Es geht also nicht nur um die Pflegenotwendigkeiten an sich. Vielmehr ist das Thema unter dem Aspekt der Selbstversorgung auch unterrichtlich verankert. Im Sinne einer bildungsorientierten Pflege wird diese zu einer pädagogischen Zugangsweise, welche den Beziehungsaufbau zur Umwelt ermöglicht und die Wahrnehmung fördert. In vielen sonderpädagogischen Konzeptionen werden diese Wahrnehmungsbereiche durch die Förderpflege angesprochen.

Lernfelder in Alltags- und Pflegesituationen

In Alltags- und Pflegesituationen wird also umfangreiches Lernen ermöglicht. Die Lernfelder werden im Förderplan genau analysiert und entsprechende Förderangebote fokussiert:

  • An- und Ausziehen 
  • Lagewechsel und Positionierung  
  • Mahlzeiten
  • Zähneputzen, Händewaschen und Duschen 
  • Toilettengang und Körperhygiene

Alle diese Lernfelder machen gewissermaßen private Handlungen, wie sie jede/-r von uns vollzieht, öffentlich. Dies erfordert eine sehr aufmerksame, achtsame Kommunikation und Arbeitsweise. Mit würdigen und respektvollen Maßnahmen wird die Privat- und Intimsphäre gewahrt und zugleich notwendige Pflege vollzogen wie auch wertvolle Lernerfahrungen ermöglicht.

Zwischen Bezugsperson und Schüler/-in verläuft diese Förderung in einer asymmetrischen Situation, die einer sensiblen Wahrnehmung der eigenen Verantwortung bedarf. Vitale Grundbedürfnisse werden nicht nur im Sinn von „satt und sauber“ bedient, sondern wesentlich tiefergehend mit Würde erfüllt. Nicht zuletzt brauchen die Lehrkräfte und Bezugspersonen ein solides Wissen bzw. kontinuierliche Fortbildung zu Physiognomie und Körperfunktionen. Einfühlungsvermögen ist gefragt, um notwendige Maßnahmen schmerzfrei und sicher durchführen zu können. 

Diese Aspekte zeigen, dass die Essenssituation beispielsweise zu einer alltagsorientierten Förderaufgabe wird, welche hohen unterrichtlichen Stellenwert einnehmen kann. 
Gute Lernbedingungen sind insbesondere für Schüler/-innen mit schwerer Behinderung nötig, um erfolgreich am Unterricht teilhaben zu können. Daher spielt die Gestaltung von Alltagssituationen und Pflegeangeboten eine besondere Rolle. Je zufriedenstellender diese Anforderungen erfüllt werden, umso eher ist schulische Förderung möglich.
Nicht zuletzt ist die Pflege selbst ein sehr gutes Anwendungsfeld zur Förderung. Mit einer guten Beziehung zur Lehrkraft schafft es der Schüler/ die Schülerin, aus dem unmittelbaren Nahfeld des eigenen Körpers hin in sein nächstes Umfeld Kontakt zu nehmen. Nahrungsaufnahme, Körperhygiene und Bewegung/ Positionierung bieten Bereiche, die den ganzen Menschen betreffen und herausfordern zu lebendigem Lernen.

Claudia Omonsky


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