Learning Snacks: Schritt für Schritt zum Lernerfolg
Der Einsatz von digitalen Tools kann den Lernerfolg unterstützen. Mit „Learning Snacks“ üben Ihre Schulkinder die Inhalte Schritt für Schritt. Das lässt sich für neue Inhalte und zum Wiederholen einsetzen.

In Mathe war ich im Gymnasium von Anfang an schlecht. Bei jedem neuen Thema bin ich irgendwann „ausgestiegen“, und auch die konzertierten Nachhilfestunden meiner mathe-affinen Verwandtschaft vor Schulaufgaben halfen wenig oder gar nicht.
Doch dann probierte unsere Mathelehrerin einmal etwas ganz Neues aus: ein strukturiertes interaktives Tool, mit dem wir uns die Grundlagen eines Algebra-Themas selbst beibringen konnten. Das Prinzip war simpel: Auf kurze Erklär-Texte folgten Aufgaben, jeweils mit Lösung auf der Folgeseite. Hatte man die Aufgabe richtig, motivierte ein freundliches Lob zum Weitermachen. War eine Aufgabe falsch, wurde man einfach zu den Informationen zurückgeleitet, die offensichtlich fehlten, um die Rechnung richtig zu lösen. Das machte Spaß, ich konnte Schritt für Schritt und ohne Zeitdruck alles (auf diese Weise wirklich alles!) nachvollziehen, und in der darauf folgenden Schulaufgabe zum Thema „Gleichungen mit Unbekannten“ bekam ich meine erste Zwei in Mathe nach vielen Jahren.
Ganz ähnlich wie damals der Mathe-Crash-Kurs in Buchform sind auch die digitalen Learning Snacks aufgebaut. Was Sie alles mit diesem nützlichen Tool machen können, zeigt der folgende Beitrag über Learning Snacks aus dem Lehrerbüro.
Fertige Learning Snacks nutzen
Insgesamt ist die Zahl der fertigen und frei nutzbaren Learning Snacks für den Unterricht bisher (Stand Dezember 2022) überschaubar. Zudem verteilen sie sich auf verschiedene Fächer und Schularten. Auch die Qualität der einzelnen Lerneinheiten ist recht heterogen, wie Stichproben bei der Recherche ergeben haben. Bevor Sie einen Snack im Unterricht einsetzen können, heißt es also: Erst einmal diejenigen herauspicken und ansehen, die zum jeweiligen Stoff in Ihrem Fach/Ihren Fächern und zur jeweiligen Jahrgangsstufe passen.
Kleiner Nachteil der Website Learning Snacks: Sie ist offen für jede und jeden, und so tummeln sich alle möglichen Akteure, z. B. kommerzielle Unternehmen, die die Seite anscheinend nur nutzen, um ihr Logo zu präsentieren. Es ist auch nicht immer sofort klar, was hinter einzelnen Channels steckt. Wer ahnt schon, dass sich hinter „Polizeidirektion Oldenburg“ auf der oben verlinkten Überblicksseite auch „Internet-Tipps für Kids“ verbergen?
Beispiel: DASS und DAS unterscheiden
Wenn Sie möchten, sehen Sie sich einfach zunächst einen gut gemachten Learning Snack an: „Wetten, DASS du DAS weißt“ ist z. B. einer, der in kürzester Zeit mit der Dass-Das-Unsicherheit aufräumt, an der so viele Schüler/-innen leiden. – Wär das nicht eine Idee für Ihre nächste Vertretungsstunde?
Wenn Sie den Snack probeweise einmal durchspielen, gewinnen Sie auch gleich einen Eindruck, wie das mit den Lernhäppchen läuft. Die Erklärungen mit Beispielen kommen im Idealfall „in kleinen Häppchen“, der User oder die Userin klickt jeweils auf „weiter“, wenn er oder sie alles gelesen und verstanden hat. Dann geht es ans Üben mit Multiple-Choice-Aufgaben, auf jeden richtigen Klick folgt noch einmal eine kurze Erläuterung, warum das die korrekte Lösung war, z. B.: „Natürlich! DAS ist hier der bestimmte Artikel zu Auto. Du kannst auch die Ersatzprobe anwenden: Vor dem Haus steht DIESES Auto meiner Eltern.“ Dann ein paar Übungen und schließlich, nach der letzten Aufgabe folgt ein kleines Ranking: „Herzlichen Glückwunsch! Im Vergleich zu allen anderen Snackern hast du folgende Platzierung erreicht: ...“
Selbst gemachte Lernhäppchen servieren
Die Registrierung auf der Seite ist völlig unkompliziert:
- E-Mail-Adresse und gewünschtes Passwort eingeben, und schon haben Sie den Aktivierungs-Link in Ihrem Postfach.
- Dann einfach anmelden, und Sie können Ihre eigenen Learning Snacks mit Infotexten, Multiple-Choice-Aufgaben und Kommentar- oder Emoticon-Feedback „basteln“.
Wie einfach das ist, zeigen diverse Tutorials auf der Learning-Snacks-Website, und Denise Reinholdt bringt zudem hier im Lehrerbüro das Wichtigste für Sie auf den Punkt.
Die Benutzeroberfläche ist praktisch selbsterklärend, und nach dem zweiten selbst gebauten Snack ist man mit den einfachen Funktionen vertraut und es geht ganz schnell. Deshalb sind Learning Snacks auch eine zeitsparende Alternative zu eigenen, eher aufwändigen Erklär-Videos der Lehrkraft.
Ihre Schülerinnen und Schüler lernen damit strukturiert Schritt für Schritt und festigen (oder vertiefen) das Gelernte direkt begleitend mit den passenden Übungen, im digitalen ebenso wie im analogen Unterricht. Das Tool eignet sich auch gut für die antizipierende Methode Flipped Classroom, bei der die Lernenden zuerst eigenständig den Stoff erarbeiten und ihn dann erst im Unterricht besprechen.
Vielseitige Fragen, motivierendes Feedback
In dem oben verlinkten Beitrag im Lehrerbüro sehen Sie auch gleich, welche Antwort- und Feedback-Optionen möglich sind: Eine breites Spektrum von Emoticons steht zur Auswahl und bei Multiple-Choice-Fragen können Sie die richtige Antwort mit einem Häkchen, und richtige und falsche mit einem individuellen Kommentar versehen. Ihre Schülerinnen und Schüler können außerdem Aussagen in die richtige Reihenfolge bringen, z. B. beim Lernen der Abfolge der einzelnen Phasen der Photosynthese in Biologie. Oder auch, um sich die einzelnen Arbeitsschritten beim Kochen, Fahrradflicken, Wiederholen des Prüfungsstoffs etc. einzuprägen.
Ebenfalls vielseitig nutzbar ist die Umfrage, z. B. bei der Ermittlung eines Klassenfahrtziels oder um am Ende der Stunde zu checken, wo es noch hakt. Die Schüler/-innen machen an der jeweiligen Stelle ihr Kreuzchen, und sofort zeigt ein Kreisdiagramm, wohin die Mehrheit der Klasse fahren will bzw. wo noch Erklärungsbedarf ist.
Am Ende jedes Lernhäppchens erfährt der User/die Userin, wie er/sie sich im Vergleich zu den anderen geschlagen hat. – Bekanntlich weckt das ja bei vielen den Ehrgeiz, es noch einmal zu probieren.
Stoff wiederholen mal anders
In der Classroom-Funktion können die Schüler/-innen auch eigene Learning Snacks erstellen. Dabei wiederholen sie selbst den Stoff, erweitern ihre digitalen Kompetenzen und parallel dazu auch gleich den Pool verfügbarer Learning Snacks in Ihrem Fach.
Das lässt sich z. B. auch bei der kooperativen Prüfungsvorbereitung in Lerngruppen sehr gut nutzen: Der Stoff wird in kleine Häppchen geteilt und jedes Gruppenmitglied übernimmt seinen Teil. Je mehr Schülerinnen und Schüler mitwirken, desto gründlicher kann geübt werden.
Differenzierte Förderung
Ob als Hausaufgabe, Stillarbeit oder im Distanzunterricht – mit den Learning Snacks arbeiten die Schüler und Schülerinnen eigenständig und in ihrem eigenen Tempo. Die Classroom-Funktion ermöglicht es zudem, einzelnen Lernenden bestimmte Snacks zuzuordnen. Damit fördern Sie gezielt da, wo Schwächen bzw. Lernlücken liegen. In der Wochenplan-Zeit oder beim häuslichen Üben arbeiten die Kinder dann ihre individuelle Liste ab.
Oder Sie erstellen Lernhäppchen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Das kostet zwar einige Zeit, aber Ihr Repertoire an differenzierenden Learning Snacks wächst beständig und Sie können mehr und mehr auf vorhandene „Häppchen“ zurückgreifen.
Schulen stellen sich vor
Einige Schulen nutzen die Gelegenheit, um sich per Learning Snack der Öffentlichkeit zu präsentieren: Infos über den Namensgeber, ein kleines Quiz zur Schulphilosophie, zu besonderen Auszeichnungen oder Arbeits-Schwerpunkten, Fotos der wichtigen Locations von der Schulmensa bis zum gut ausgestatteten Computerraum, ein Video von der letzten Schulfeier – ein gut gemachter Snack überzeugt Eltern und potenzielle neue Schüler/-innen (nicht nur) beim Infoabend zum neuen Schuljahr womöglich mehr als 1000 Worte. Jeden Learning Snack kann man übrigens ganz einfach per Link, QR-Code oder direkt in Twitter, Facebook oder WhatsApp teilen.
Zusammenfassen lässt sich sagen, dass Learning Snacks ein wirklich tolles Tool ist, mit dem nicht nur vieles im Unterricht einfacher wird, sondern auch das Lernen den Schülerinnen und Schülern richtig Spaß machen kann.
Hinweis: Da über das Tool Daten von Schüler/-innen gesammelt werden, sollte im Vorfeld mit dem Datenschutzbeauftragten der Schule die Nutzung abgesprochen werden.
Mehr zu Ratgeber Neue Medien im Unterricht