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Sozialverhalten im Unterricht

3 praxisbewährte Tipps bei Fehlverhalten

Nicht nur fachlich weisen einige Schüler/-innen Defizite auf. Einige haben in Gruppen auffälliges Sozialverhalten. Auch dieser Herausforderung stehen wir aktuell gegenüber. Hier finden Sie Ansätze, dem zu begegnen.

Sozialverhalten im Unterricht: 3 praxisbewährte Tipps bei Fehlverhalten Jede Lehrkraft kennt es, wenn Schüler/-innen stören © Syda Productions - stock.adobe.com

Vielen Herausforderungen müssen sich Lehrerinnen und Lehrer seit Beginn der Pandemie 2019 stellen. Das Online-Unterrichten war eine davon. Den Kontakt zu den Lernenden halten und noch den notwendigen Unterrichtsstoff vermitteln. Hier allen Seiten gerecht zu werden, war ein Spagat und die meisten haben sich nichts sehnlicher gewünscht, als in den Präsenzunterricht mit der gesamten Klasse zurückzukehren. 

Schon vor den Sommerferien fiel jedoch auf, dass nicht alle Lernenden die Pandemie so einfach weggesteckt haben. Von einer Rückkehr zum Normalbetrieb war gar nicht zu sprechen. Einige hatten inhaltliche Lücken, die es aufzuarbeiten galt, andere zeigten jedoch auf einmal in der ungewohnt großen Gruppe auffällige Sozialverhalten, was das Unterrichten und Lernen in Präsenz nicht unbedingt einfacher machte. Dieser Herausforderung stehen wir auch nach den Sommerferien wieder gegen. 
Wenn man die Situation aus der Distanz betrachtet, scheint alles recht einfach. Einige Schülerinnen und Schüler waren in dem Distanzlernen auf sich alleine gestellt. Die Eltern waren arbeiten, die Geschwister, wenn es welche gibt, haben ebenso zu Hause vor dem Schreibtisch gesessen und man schien autark. Nebenbei konnte Musik laufen, Nägel gefeilt werden, gegessen werden, fernsehen geschaut werden und verschiedenes mehr. Auch das Chatten während der Videokonferenzen war normal, schließlich hat es die Lehrkraft ja gar nicht mitbekommen. Die täglichen Kontrollen und damit teilweise verbundenen Streitigkeiten um die zu erledigenden Aufgaben blieb den Eltern überlassen. Manche gaben hier auf, um das Stresslevel zu Hause nicht noch weiter zu erhöhen. 

In der Schule angekommen, haben einige Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten sich wieder in die Lerngruppe einzufinden. Sie haben Probleme die einfachsten Regeln des sozialen Miteinanders einzuhalten. Sei es, dass man nicht einfach im Unterricht aufsteht, isst, reinredet oder einfach Musik hört. Auch Streitigkeiten mit Mitschülern sind bei einigen an der Tagesordnung. Vor allem in jüngeren Jahrgangsstufen häufen sich die Pausenkonflikte.

Wie aber soll man nun mit diesen Schülerinnen und Schülern umgehen? Oftmals stören Lernende, die auch vorher schon auffällig waren, teilweise ist man jedoch überrascht von dem Verhalten sonst eher unauffälliger. Man darf sicher nicht vergessen, dass die Pandemie jeden anders mitgenommen hat. Einige sind recht stabil und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen, andere benötigen mehr Zusprache und wieder andere hat es völlig aus der Bahn geworfen. Hier nutzt Druck gar nichts. Wenn wir in solchen Fällen anfangen maßzuregeln oder schlechte Noten zu verteilen, dann erschaffen wir eine Negativspirale, aus der beide Seiten nur schwer ausbrechen können. Wie aber kann der Umgang mit Fehlverhalten oder permanenten Streitigkeiten aussehen?

Den Pausenkonflikt lösen 

Beginnen wir mit den Pausenkonflikten. Diese Konflikte entstehen zu 99 % aus einer Nichtigkeit, bei der sich jedoch der eine oder die andere ungerecht behandelt fühlt und dann kommt eins zum andern. Auslöser kann ein Fußball, ein falscher Kommentar oder sogar nur ein Blick sein. Die Frustrationstoleranz ist bei vielen im Laufe der Pandemie gesunken. Gespräche über die Konflikte, welche sicherlich notwendig und richtig sind, sind jedoch meist nicht zielführend. Wenn man den oder die „Schuldigen/ Schuldige“ befragt, ist er oder sie sich keiner Schuld bewusst und der oder die andere hat genauso provoziert. Auch wenn es zu einer Entschuldigung kommt, keine zwei Tage später stehen die gleichen wieder vor der Klassenleitung, weil es Streit gegeben hat. Ein probates Mittel hierfür sind Auszeiten. Wenn es sich immer um Konflikte zwischen denselben Lernenden in derselben Situation handelt, so ist es durchaus hilfreich, diese in den Pausenzeiten zu trennen. Eine Partei darf in der ersten Pause und die andere in der zweiten Pause z. B. Fußball spielen. Der Konfliktpartner muss sich in dieser „Auszeit“ eine andere Beschäftigung - weit weg vom Fußballfeld - suchen. Notfalls kann auch ein Pausenverbot für eine Zeit recht hilfreich sein. Hier muss allerdings die Aufsicht gewährleistet sein. Eine räumliche Trennung für einen gewissen Zeitraum hat meiner Erfahrung nach immer recht gut und auch nachhaltig geholfen. Teilweise musste diese Maßnahme wiederholt werden, jedoch nur in wenigen Fällen. 

1. Eine Auszeit nehmen 

Auch bei Fehlverhalten im Klassenraum kann eine Auszeit hilfreich sein. Manchmal müssen die Lernenden nur aus der Konfliktsituation herauskommen, um sich zu beruhigen. Bei Schülerinnen und Schülern, die häufig das Problem haben, sich in der Klasse in Konflikte zu verstricken, kann man auch einen Vertrag machen. Wenn der Lernende merkt, dass die Situation eskalieren könnte, dann kann er sich eine Auszeit nehmen. Diese muss vorher genau festgelegt sein. Dies kann sein, dass der Schüler / die Schülerin nach einem vereinbarten Signal sich vor den Klassenraum setzten darf - bei geöffneter Tür - und auch ggf. dort weiterarbeiten darf. Wenn man das Glück hat Sozialarbeit oder Sozialpädagogen im Haus zu haben, so können auch die eine Anlaufstelle sein, wenn es vorher verabredet ist. 

2. Der Verstärkerplan

Diese Maßnahme kann noch mit einem Verstärkerplan unterstützt werden. Für jede Unterrichtsstunde, in der es keine Konflikte und keine Störung gab, gibt es einen Stempel oder eine Unterschrift der Lehrkraft. Nach einer gewissen Anzahl von Stempeln erfolgt dann eine Belohnung, die optimalerweise der gesamte Klasse zugutekommt. Dies konnte eine Spielstunde, ein Wunschspielen im Sportunterricht, eine zusätzliche Kunst- oder Musikstunde, Musikhören im Unterricht oder auch mal Hausaufgabenfrei sein. Wichtig ist hier, dass die Anzahl der benötigten Stempel nicht zu hoch sein darf. Das Ziel muss für den Schüler oder die Schülerin jede Woche erreichbar sein. Die Belohnung muss also recht schnell auf das positive Verhalten erfolgen. Vor allem wird auch die Klasse begeistert sein und den „Störenfried“ nicht provozieren, wie es sonst oft gerne getan wird, wenn die Klasse von der Belohnung auch etwas hat. 
Diese Maßnahmen waren eher für die jüngeren Schüler bis zur 7 Klasse hin geeignet. 

3. Kommentarkarten 

Eine Feedback Möglichkeit für das Verhalten von Schülerinnen und Schülern, welches ich erfolgreich bis in das 10. Schuljahr eingesetzt habe, waren Karten mit Verhaltenshinweisen. Diese Karten werden ohne Kommentar den Schülerinnen und Schülern einfach während des Unterrichts hingelegt. Auf diesen Karten stand beispielsweise: „Ich melde mich, wenn ich etwas sagen möchte“. Diese Karte habe ich während des Unterrichtsgesprächs, wenn ein Schüler oder eine Schülerin permanent reingeredet hat, ohne Kommentar vor den Lernenden gelegt. Dieser wird zum einen auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht, jedoch fällt die Maßregelung weg, mit der ich eine Unterrichtsstörung selbst hervorrufen würde. Teilweise habe ich auch Karten in rot und in grün angefertigt. Auf der roten Karte stand oben erwähnter Satz: „Ich melde mich, wenn ich etwas sagen möchte“. Hat ein Lernender dies jedoch irgendwann positiv gewandelt, so hatte ich die grüne Karte „Toll, du hast dich gemeldet, als du etwas sagen wolltest“ hingelegt. Die Freude darüber ist bei einem 10. Klässler genauso groß wie bei einem 5. Klässler. Diese Karten sind natürlich an jedes Fehlverhalten anpassbar. Beispiele hierfür sind: 

  • Ich  beginne sofort mit meinen Aufgaben.
  • Ich frage, wenn ich aufstehen möchte.
  • Ich passe im Unterricht auf.
  • Meine Materialien liegen schon zu Unterrichtsbeginn bereit.

Wichtig bei allen diesen Tipps ist jedoch die konsequente Umsetzung. Es funktioniert nur, wenn das Handeln für den Lernenden konsequent und nachvollziehbar ist. Es darf nicht sein, dass es an einem Tag Karten gibt, am nächsten sind sie vergessen und dann wird wieder mit Kommentaren gearbeitet. Das schafft eine Willkür, die den Prozess nicht unterstützt. Seien sie konsequent. Das ist erstmal anstrengend, lohnt sich aber! 
 

Babett Kurzius-Beuster


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